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US-Banken ächzen unter faulen Krediten und Staatsabgaben (Zus)

CHARLOTTE/NEW YORK (awp international) – Die US-Banken bekommen weiterhin die Spätfolgen der Finanz- und Wirtschaftskrise zu spüren. Faule Kredite und hohe Abgaben für die erhaltenen Staatshilfen haben den Instituten im Schlussquartal 2009 die Bilanzen verhagelt. Die Bank of America musste am Mittwoch einen Verlust von unterm Strich 5,2 Milliarden Dollar vermelden. Damit bleibt die Grossbank einer der Verlierer der Finanzkrise. Andere Institute wie Morgan Stanley und Wells Fargo schafften es – teils mit Mühe – in die schwarzen Zahlen.
Wie die Citigroup litt die Bank of America vor allem unter den hohen Kosten für die Staatshilfen, die der Konzern erst gegen Ende des Jahres zurückgezahlt hatte. Ausserdem musste die Bank 10,1 Milliarden Dollar für säumige Schuldner zurücklegen. Die Lage stabilisiere sich aber, sagte der neue Bankchef Brian Moynihan. “Wenn wir auf 2010 blicken, ermutigen uns die Zeichen der wirtschaftlichen Erholung.”
Auch der Risikovorstand von Wells Fargo, einer der grössten Kreditgeber des Landes, machte Hoffnung auf Besserung. Die wirtschaftlichen Aussichten hätten sich verbessert, sagte Mike Loughlin. Im letzten Jahresviertel musste Wells Fargo aber noch einmal 4,9 Milliarden Dollar für säumige Schuldner zurücklegen. Dennoch verdiente das Unternehmen überraschend 2,8 Milliarden Dollar.
Das Kreditproblem betrifft die gesamte Branche: Auch Konkurrenten wie die Citigroup oder JP Morgan Chase mussten jüngst hohe Ausfälle vermelden. In der Wirtschaftskrise waren viele Unternehmen pleite gegangen, Menschen wurden arbeitslos. Ihnen fehlt jetzt das Geld, ihre Schulden abzustottern. Branchenweit platzt im Schnitt jeder 20. bis 25. Kredit.
Aus dem Schneider sind jene Institute, die sich auf ihre lukratives Investmentbanking verlassen konnten. Branchenprimus JPMorgan Chase schaffte dank dieses hochspekulativen Kapitalmarktgeschäfts einen Quartalsgewinn von 3,3 Milliarden Dollar. Experten trauen der reinen Investmentbank Goldman Sachs , die an diesem Donnerstag ihre Zahlen vorlegt, einen Gewinn in ähnlicher Grössenordnung zu.
Morgan Stanley, die zweite verbliebene US-Investmentbank, blieb ebenfalls profitabel. Der Überschuss summierte sich im vierten Quartal aber auf überschaubare 376 Millionen Dollar. Besonders das Geschäft mit Staats- und Unternehmensanleihen verlief enttäuschend. Die von der Finanzkrise noch mitgenommene Morgan Stanley leidet unter ihren starken Konkurrenten – wie der Deutschen Bank.
Auch die Bank of America ist im Investmentbanking aktiv und konnte hier einen Gewinn vorweisen. Sie hatte vor gut einem Jahr, zum Höhepunkt der Finanzkrise, die Investmentbank Merrill Lynch übernommen – und sich dabei verhoben. Der Staat musste den Konzern mit 45 Milliarden Dollar stützen. Erst vor rund einem Monat konnte die Bank of America die Hilfen zurückzahlen, was Milliarden kostete.
Erschwerend kamen die roten Zahlen im Privatkundengeschäft mit seinen Kreditkarten und Hypothekenkrediten hinzu. Der Rivale Citigroup, der seine Zahlen am Dienstag vorgelegt hatte, erlitt das gleiche Schicksal. Hier fiel sogar ein Verlust von 7,6 Milliarden Dollar an. Die Rufe nach der Ablösung von Citigroup-Chef Vikram Pandit wurden wieder lauter.
Bank-of-America-Chef Kenneth Lewis hat bereits unter dem Druck von Politik und Öffentlichkeit seinen Stuhl geräumt. Seitdem führt Moynihan, der bisherige Leiter der Privatkunden-Sparte, das Geldhaus. Sein erklärtes Ziel ist es, das ramponierte Image wieder aufzupolieren. Besonders die satten Boni für Top-Banker hatten zuletzt für Unverständnis gesorgt.
das/gr/DP/tw

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