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Vergängliche Infrastruktur, bleibende Erinnerungen

An der Expo.02 wird eifrig gebaut: die Brücke des Projektes "HPM Human Powered Mobility" Keystone

In rund 300 Tagen wird sie eröffnet: die Expo.02. Auf Bauten, die nach der Landes-Ausstellung verschwinden, will man bleibende Erinnerungen und Emotionen vermitteln. Doch im Moment dominieren noch handfeste Probleme.

Die Zeit der Ideen, der Skizzen und Modelle ist vorbei. Wovon die Expo-Verantwortlichen schon lange sprachen, ist jetzt für alle sichtbar. In Yverdon, Murten, Neuenburg und Biel nimmt die Expo Gestalt an. “Jetzt wird es konkret”, erklärt Kommunikations-Chef Tony Burgener. Mit der Umsetzung der Ideen, sind auch Diskussionen zwischen den verschiedenen Expo-Direktionen verbunden. “Das gehört dazu”, sagt Burgener. Doch von einem Zerwürfnis zwischen den Aushängeschildern Nelly Wenger und Martin Heller will er nichts wissen.

Mit der Realisierung der Arteplages haben sich die Gewichte innerhalb der Generaldirektion etwas verschoben. Konkrete Probleme verlangen rasche Entscheide, und über jedem Entscheid schwebt als Damoklesschwert die nach wie vor angespannte Finanzlage.

Die Kosten im Griff

“Wir haben die Kosten im Griff”, erklärt allerdings Nelly Wenger, Präsidentin der Generaldirektion. Und sie tut dies in einer Art, die keinen Widerspruch duldet. Etwas schelmischer erzählt sie dann aber vom Traum, den sie jede Nacht hat. “Ich träume immer und immer wieder von guten Neuigkeiten von René Stammbach.”

Stammbach, Direktor Partnerschaften, hat es nicht leicht. Sponsoring-Einnahmen im Wert von rund 450 Mio. Franken sollte er auftreiben. Im Moment sind erst 340 Mio. Franken abgesichert. “Vielleicht waren die Vorgaben etwas gar optimistisch”, sagt Stammbach und verweist auf die 13 grössten Sportereignisse in der Schweiz, die zusammen nur 60 Mio. an Sponsorgeldern auftreiben.

Nellys Träume

Ob die Träume von Nelly Wenger also in Erfüllung gehen, steht in den Sternen. Die Expo-General-Direktorin ist felsenfest vom Gelingen der Landesausstellung überzeugt. “Wir wollen Gefühle und bewegende Momente vermitteln”, sagt sie. “Alle Besucher sollen von der Expo mindestens eine positive Erinnerung mit nach Hause nehmen.”

Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Funke der Begeisterung von der Expo-General-Direktion auf die Verantwortlichen der Arteplages und dann auf die Besucher überspringen. Der erste Funkensprung hat stattgefunden. Der Elan, mit dem auf allen Arteplages gearbeitet wird, ist beeindruckend. Ebenso beeindruckend wie die Ikonen, die architektonische Wahrzeichen jeder Arteplage, die langsam Gestalt annehmen: Die transparenten Türme in Biel, der Monolith von Murten, die Schifersteinen nachempfundenen Dächer der Arteplage Neuenburg oder die künstliche Wolke in Yverdon – vergängliche Monumente einer Expo, von der kein Wahrzeichen, kein Neubau, sondern vor allem Erinnerungen bleiben werden.

Spiegel der Gesellschaft

“Das ist das Reizvolle am Projekt”, sagt Nelly Wenger. Es sei ein Zeichen der Zeit, dass die Expo nicht mehr an einem einzigen Ort stattfinde und nachher wieder “zurückgebaut” werden müsse. So ist auch diese Landesausstellung ein Spiegel der Gesellschaft. “Wenn ich gewusst hätte, was mich alles erwartet, hätte ich die Aufgabe wohl nicht angenommen”, sagt sie. Aber ohne Risiko, ohne den Mut, sich dem Ungewissen zu stellen, würden alle grossen Ideen scheitern.

Einmal Expo genügt

Sicher ist für Nelly Wenger aber, dass sie nie mehr eine Expo organisieren würde. “Solche Dinge kann man nicht zwei Mal machen, selbst wenn nur wenig Zeit dazwischen liegen würde.” Doch ob es überhaupt noch einmal eine Landesausstellung geben wird, hängt nicht zuletzt vom Erfolg der Expo.02 ab. “Von diesem Erfolg bin ich überzeugt und dafür setzte ich mich voll und ganz ein”, sagt sie, zieht den Lippenstift für den Fototermin nach und eilt an die nächste Sitzung der Generaldirektion.

swissinfo und Agenturen

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