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Vontobel verdient 2010 rund 6% mehr und blickt zuversichtlich ins 2011 (Zus)

Zürich (awp) – Die Bank Vontobel hat nach eigenem Gutdünken im letzten Jahr gut gearbeitet. Den auf knapp 148 Mio CHF angestiegenen Konzerngewinn bezeichnet die Bankführung als ein sehr solides Ergebnis. Als “Glanzpunkt” streicht das Institut gar den im Vergleich zum Vorjahr deutlich stärkeren Neugeldzufluss von 5,5 Mrd CHF heraus. Weniger rosig beurteilen hingegen die meisten Marktbeobachter das Zahlenset der Gruppe. Bemängelt wird neben der tiefen Profitabilität auch die Geschäftsentwicklung im Investment Banking, das hinter den Erwartungen blieb. Auch die Investoren zeigen sich an der Börse wenig angetan und schicken die Aktie südwärts.
Dennoch zeigte sich die Bankführung am Mittwoch in Zürich vor den Medien mit dem Erreichten zufrieden. Das erneute Gewinnwachstum der Vontobel-Gruppe zeige, dass die Bank operativ gut aufgestellt und strategisch bestens ausgerichtet sei, erklärte der im kommenden Mai abtretende CEO Herbert Scheidt.
ZUVERSICHT FÜR 2011 – KEINE KONKRETE PROGNOSE
Vor diesem Hintergrund äusserte sich der Konzernchef auch für 2011 zuversichtlich. “Wir sind gut in das laufende Jahr gestartet”, so der Kommentar. Weiterhin “gute” Zuflüsse habe man in den ersten Wochen des laufenden Geschäftsjahres vor allem im Asset Management beobachtet, etwas weniger Neugeld sei es hingegen im Private Banking gewesen.
Eine konkrete Zielvorgabe für 2011 wollte Scheidt jedoch nicht abgeben. Angesichts der weiterhin anhaltenden Volatilitäten und Unsicherheiten wäre das nicht seriös, meinte er.
FRANKENSTÄRKE LASTET AUF VERMÖGENSBASIS
Zurückgebunden wurde das Institut im vergangenen Jahr wie alle Schweizer Vermögensverwalter durch den starken Schweizer Franken. Den negativen Effekt der Währungsentwicklung bezifferte die Bank auf insgesamt 5,3 Mrd CHF. Dennoch stiegen die verwalteten Vermögen im Jahresvergleich um 4,5% auf 78,6 Mrd CHF per Ende 2010. Dies vor dem Hintergrund eines positiven Beitrags durch die Marktperformance von total 3,2 Mrd CHF sowie durch den Nettoneugeldzufluss von 5,5 Mrd CHF.
Allerdings hat sich das Neugeld im zweiten Halbjahr im Vergleich zum ersten Semester deutlich abgeschwächt. Insbesondere im Private Banking zog die Bank in der zweiten Jahreshälfte mit 200 Mio CHF deutlich weniger Neugeld an als noch in der ersten Jahreshälfte als ein Zufluss von 1 Mrd CHF resultierte. Als Grund für die abnehmende Dynamik führten die Verantwortlichen neben Unsicherheiten bezüglich Abgeltungssteuer und Schuldenkrise auch die Affären um gestohlene Bankkunden-Daten an.
Dennoch zeigte sich die Führungsriege mit dem Gesamtergebnis der Private Banking-Sparte zufrieden, deren Vorsteuergewinn im Jahresvergleich um 129% auf 48,5 Mio CHF sprang. Deutlich mehr verdiente die Gruppe mit 50,6 Mio CHF (+61%) auch im Asset Management, während im Investmentbanking der Vorsteuergewinn auf 115,5 Mio CHF (-21%) sank.
Unter dem Strich resultierte damit ein den Aktionären zurechenbarer Reingewinn von 147,8 Mio CHF, was einem Anstieg von 6% entspricht. Vor diesem Hintergrund will das Institut seinen Aktionären eine unveränderte Dividende von 1,40 CHF ausschütten.
BÖRSE REAGIERT NEGATIV AUF ZAHLEN
An der Börse werden die ausgewiesenen Zahlen der Bankengruppe negativ aufgenommen. So verlieren die Aktien bis kurz nach 13.30 Uhr rund 2,9% auf 36,65 CHF. Dabei haben sich die Verluste im Handelsverlauf akzentuiert.
Auf wenig Begeisterung stiess das Ergebnis auch in Analystenkreisen. Die Zahlen seien zwar in etwa im Rahmen der Erwartungen, aber von geringerer Qualität als erwartet, schreibt etwa die ZKB stellvertretend für andere. So habe Vontobel beispielsweise von einem positiven Bewertungseffekt von etwa 6 Mio CHF profitieren können.
Die UBS beurteilt die Zahlen – insbesondere für das zweite Halbjahr – gar als “eher enttäuschend”. Weiterhin hoch sei zudem die Abhängigkeit von der allgemeinen Marktentwicklung, so die UBS, die nicht als einziges Institut daneben auch die Profitabilität bemängelt. Kritik erntet Vontobel auch für das Ergebnis im Investment Banking, das gemäss einiger Analysten hinter den Erwartungen blieb und Mühe hat zu wachsen.
pf/rt

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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