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WDH/CH/Ex-Banker Rudolf Elmer noch nicht in Untersuchungshaft

(Urteil im zweitletzten Abs. mit “bedingt bei einer Probezeit von zwei Jahren” ergänzt)
Zürich (awp/sda) – Der Ex-Banker Rudolf Elmer, der am Mittwoch Abend kurz nach seiner Verurteilung in Zürich wieder festgenommen wurde, muss am heutigen Donnerstag zu seiner ersten Einvernahme erscheinen. Aufgrund dieser wird die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie Untersuchungshaft beantragen will.
Die Staatsanwaltschaft hat bis Freitagabend Zeit, die Untersuchungshaft zu beantragen. Ob Elmer tatsächlich wieder inhaftiert wird, entscheidet dann der Haftrichter.
Man prüfe momentan, ob man ein erneutes Verfahren wegen Verletzung des Bankgeheimnisses einleiten wolle, sagte Staatsanwalt Peter Pellegrini auf Anfrage der SDA. Entschieden sei aber noch nichts.
Auslöser für die Verhaftung kurz nach dem Urteilsspruch war die Übergabe von Daten-CDs in London vom Montag. Elmer überreichte Wikileaks-Gründer Julian Assange medienwirksam zwei CDs, auf denen Angaben von mutmasslichen Steuersündern gespeichert sein sollen.
Der Staatsanwalt ist überzeugt davon, dass diese Veröffentlichung in der Schweiz verfolgt werden kann – auch wenn die Übergabe in London passierte. Wegen der internationalen Sachverhalte rechnet Pellegrini aber damit, dass es eine längere Geschichte werden könnte – sofern es überhaupt zu einem weiteren Verfahren kommt.
Die Staatsanwältin bezeichnete die Aktion mit Julian Assange während des Prozesses vom Mittwoch als “Missachtung des Gerichtes”. Elmer habe offenbar wenig Lehren aus dem bisherigen Verfahren gezogen. Sie verschärfte ihren Strafantrag gleich während des Prozesses von acht Monaten bedingt auf acht Monate unbedingt.
Ganz so hoch fiel die Strafe für den entlassenen Finanzfachmann dann allerdings nicht aus: Elmer wurde wegen Drohung, mehrfacher versuchter Nötigung und Verletzung des Bankgeheimnisses zu einer Geldstrafe von 240 Tagessätzen zu je 30 CHF verurteilt, bedingt bei einer Probezeit von zwei Jahren.
Er hatte seinen ungeliebten, ehemaligen Arbeitgeber, die Bank Julius Bär, mit Emails und Fax bedroht und genötigt. In mehreren Fällen machte er auch geheime Kundendaten publik. Sich selber bezeichnet er als Whistleblower, der Missstände im Offshore-Geschäft aufdecken wollte.
dm

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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