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Bankenaufsicht will Kleinkunden besser schützen

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma zieht Konsequenzen aus dem Lehman-Zusammenbruch und der Madoff-Pleite in den USA: Kleinere Bankkunden sollen durch schärfere Vertriebsregeln stärker geschützt werden.

Das geltende Recht schütze die Interessen von Kundinnen und Kunden beim Erwerb und beim Absatz von Finanzprodukten nicht in genügender Weise, schreibt die Finma.

In einem am Mittwoch vorgelegten Diskussionspapier fordert sie mehr Transparenz und Risikoaufklärung durch die Finanzanbieter. Gerade die Risiken strukturierter Produkte müssten in einer auch für Normalkunden verständlichen Sprache dargestellt werden.

Zudem sollen Anlageberater in Zukunft prüfen müssen, ob ein Produkt für einen bestimmten Kunden überhaupt geeignet ist. Beratungsgespräche sollen aufgezeichnet und die Dokumente müssen aufbewahrt werden. Es gebe insgesamt ein erhebliches Informationsgefälle zwischen Finanzdienstleistern und kleineren Kunden, diagnostiziert die Finma.

Allerdings hätten Untersuchungen in Einzelfällen auch Zweifel geweckt, ob Verkäufer die Produkte immer verstanden hätten, sagt Finma-Chef Patrick Raaflaub. Unter Ertragsdruck stehende Anbieter neigten teilweise dazu, Renditemöglichkeiten von Finanzprodukten einseitig hervorzuheben und Kosten und Risiken nur zurückhaltend darzustellen, sagt der Finma-Jurist Urs Zulauf.

Und wenn keine Unterlagen über Beratungsgespräche vorhanden waren, hatten kleine Anleger bisher kaum Erfolgschancen vor Gericht, wenn sie sich falsch beraten fühlten.

Falls die Finma-Vorschläge umgesetzt werden, sollen Klagen auch nicht mehr zwingend nötig sein. Den Finanzmarktaufsehern schwebt eine Schlichtungs- und Ombudsstelle vor, die Streitigkeiten regeln könnte.

Die vorgeschlagenen Regeln sollten auch für selbstständige Vermögensverwalter gelten, nicht nur für Banken. Der Lehman-Zusammenbruch und die Madoff-Pleite in den USA hatten auch direkte Auswirkungen bei Schweizer Banken.

Credit Suisse entschädigte am Ende kleinere Kunden mit insgesamt rund 150 Mio. Franken. UBS wurde in Luxemburg im Zusammenhang mit der Madoff-Pleite verklagt.

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