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AKTIEN FRANKFURT: Schwache US-Daten lassen Gewinne wieder schmelzen

FRANKFURT (awp international) – Nach schwachen Konjunkturdaten aus den USA sind die Gewinne des Dax am Donnerstag etwas zusammengeschmolzen. Der deutsche Leitindex rettete ein Plus von 0,29 Prozent auf 6.227,96 Punkte in den Nachmittag. Zuvor hatten ihn noch gute Zahlen der US-Bank JPMorgan bis auf 6.248 Punkte nach oben getrieben. Der MDax gewann 0,37 Prozent auf 8.405,24 Punkte und der TecDax sank um 0,07 Prozent auf 792,51 Punkte.
“Momentan sehen wir eine Hängepartie”, kommentierte Chefhändler Oliver Roth von der Bank Close Brothers Seydler die Entwicklung am Aktienmarkt. “Der Dax will in Richtung seines neuen Jahreshochs. Doch um dahin zu kommen, brauchen wir eine neue Tankfüllung in Form guter Unternehmenszahlen oder Konjunkturdaten.”
Während JPMorgan mit einem überraschend deutlich gestiegenen Quartalsergebnis glänzte, enttäuschte das lang erwartete Börsendebüt der Agricultural Bank of China (AgBank). Zudem gab es seitens der US-Wirtschaft schlechte Nachrichten. Die vom Empire-State-Index gemessenen Geschäftsaussichten des verarbeitenden Gewerbes im Bundesstaat New York trübten sich im Juli überraschend deutlich ein, was nach Einschätzung der Helaba konjunkturelle Sorgen schürt. Die deutlicher als erwartet gesunkene Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA traten dem gegenüber in den Hintergrund. Bereits im frühen Handel hatten weniger optimistische Äusserungen der US-Notenbank zur Konjunktur im laufenden Jahr sowie die Abschwächung des Wirtschaftswachstums in China für Molltöne gesorgt.
Die defensiven Pharmawerte hielten sich auch dank guter Zahlen eines Konkurrenten etwas besser als der Markt. Für Merck KGaA ging es um 0,45 Prozent auf 64,19 Euro nach oben und Bayer gewannen 0,58 Prozent auf 47,460 Euro. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis , der im zweiten Quartal sein operatives Ergebnis um ein Viertel gesteigert und damit die Analystenerwartungen übertroffen hatte, hob sein Umsatzziel für das Gesamtjahr an. Zudem verstärkt das Hamburger Biotechnologie-Unternehmen Evotec mit der Übernahme von DeveloGen sein Forschungsgeschäft. DeveloGen ist laut Evotec auf die Erforschung von Therapien zur Behandlung von Stoffwechselerkrankungen spezialisiert. Die Evotec-Aktien gewannen 2,24 Prozent auf 2,050 Euro.
Dagegen sorgten im Stahlsektor die aktuellen Konjunktursorgen für Abschläge. So gaben ThyssenKrupp um 0,32 Prozent auf 22,110 Euro nach und gehörten damit zu den schwächeren Werten im Dax.
Eine Branchenstudie der Citigroup bewegte die Autotitel. Die US-Bank stufte die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) auf “Halten” ab, woraufhin diese zuletzt 0,06 Prozent schwächer bei 77,25 Euro standen. Die gleiche Empfehlung gilt weiterhin für die Aktien von Daimler , während die Experten bei BMW unverändert zum Kauf raten. Zudem hoben sie die Kursziele für die Papiere der Autobauer aus Stuttgart und München leicht an. Getrübt wurde die Stimmung indes durch die Mitteilung des europäischen Branchenverbands ACEA, dass der europäische Automarkt im Juni den dritten Monat in Folge geschrumpft ist. BMW legten um 2,96 Prozent auf 42,775 Euro zu und Daimler gewannen 1,13 Prozent auf 44,035 Euro.
Aktien von Conergy profitierten mit einem Kursplus von 6,58 Prozent auf 0,794 Euro von Übernahmefantasien. Im Ringen um die Rettung des Solarunternehmens bahnt sich laut einem Pressebericht eine unerwartete Wendung an. Der US-Finanzinvestor York Capital strebe die Übernahme eines wesentlichen Aktienpakets an, berichtet das “Handelsblatt” (HB) und beruft sich auf Finanzkreise. Dazu erwerbe York Capital Kredite, die Banken Conergy gewährt hatten. Bei einer späteren Umwandlung der Kredite in Aktien würde der Finanzinvestor mit einem Schlag zum Grossaktionär der Solarfirma. York äusserte sich der Zeitung zufolge nicht dazu. Ein Händler sagte, diese Spekulationen trieben den Aktienkurs kurzfristig an. Die Investmentbank Equinet blieb indes mit Blick auf die schwierige Bilanzsituation des Unternehmens und die bereits ausgereizte Bewertung bei ihrer Verkaufsempfehlung.
Die Aktien von Ströer starteten derweil bei ihrer Erstnotiz mit einem Kurs von 20,60 Euro in den Handel. Das bedeutete gegenüber dem Ausgabepreis von 20,00 Euro ein Plus von drei Prozent. Zuletzt notierten die Titel des Aussenwerbers auf Xetra allerdings nur noch bei 19,80 Euro./gl/chs

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