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Ex-Disco-Inhaber in Lugano zu teilbedingten Haftstrafen verurteilt

(Keystone-SDA) Die ehemaligen Inhaber der Luganeser Casinò-Discothek Nyx sind vom Strafgericht Lugano wegen Finanzdelikten zu teilbedingten Haftstrafen von drei Jahren respektive zwei Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Da sie ihre Strafe abgesessen haben, sind sie auf freiem Fuss.

Der Richter sprach den 46-jährigen Peruaner und den 48-jährigen Italiener am Mittwoch wegen ungetreuer Geschäftsführung, Betrug und betrügerischen Bankrotts für schuldig. Er hielt es für erwiesen, dass die früheren Disco-Betreiber mehr als vier Millionen Franken schwarz einkassiert und teilweise abgezweigt hätten.

In seiner Urteilsbegründung wies der Richter auf die undurchsichtige Buchhaltung hin. Wohin die Gelder verschwunden seien, könne im Nachhinein kaum mehr nachvollzogen werden. Der Richter fügte hinzu, dass die Disco-Inhaber auch gut verdient hätten, wenn das Geld ordnungsgemäss verbucht worden wäre.

Keine Freiheitsberaubung

Die Anklagepunkte hinsichtlich Mittäterschaft bei Freiheitsberaubung und Körperverletzung wurden fallen gelassen. Gemäss dem Richter konnte nicht nachgewiesen werden, dass der Peruaner seine Sicherheitskräfte anwies, zwei Gäste einzusperren und zu misshandeln. Der Angeklagte hatte jede Schuld von sich gewiesen.

Der Italiener soll eine zentrale Rolle bei den zwielichtigen Geschäftsstrategien gespielt haben. Durch ihn sei der Kontakt zwischen dem Casinò und dem Peruaner – der wegen seiner diversen Bars und Clubs in Lugano auch als “König der Nacht” bezeichnet wurde – erst zustande gekommen.

Der Richter zeigte seine Verwunderung, dass niemand etwas von den Finanzproblemen des Beschuldigten in den anderen Lokalen gewusst haben will. Dies sei in Lugano kein Geheimnis gewesen. Wie im Prozess zur Sprache kam, hat der Peruaner auch in anderen Lokalen Gelder in Millionenhöhe an der Buchhaltung vorbeigeschleust.

Haft seit Oktober 2012

Die Anklage hatte vier Jahre Haft für den Peruaner sowie drei Jahre und sechs Monate für den Italiener gefordert. Die Verteidigung verlangte bedingte Strafen. Der Rechtsanwalt des Italieners hatte auf dessen untergeordnete Rolle bei den finanziellen Angelegenheiten im Nyx gesetzt.

Die beiden Männer waren im Oktober 2012 festgenommen worden. Sie befanden sich seitdem in Untersuchungshaft. Das Nyx sowie die weiteren Lokale des Peruaners wurden geschlossen. Nur einer der Clubs ist inzwischen durch einen neuen Inhaber wiedereröffnet worden.

Politische Dimension

Weil es sich beim Nyx um die Discothek des Casinò Lugano handelte, hatte der Vorfall eine politische Dimension. Mehrheitsaktionärin der Spielbank ist die Stadt Lugano. Das Casino distanzierte sich aber von Anfang an von den Beschuldigten und ihren Geschäften.

Betont wurde, dass die Discothek lediglich über einen Mietvertrag mit dem Casinò verbunden war. Das Casino trat als Privatklägerin in dem Prozess auf.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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