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SGL erholt sich schneller als gedacht – EBIT-Prognose erhöht (AF)

WIESBADEN (awp international) – Der Kohlenstoff-Spezialist SGL Group hat im zweiten Quartal von der kräftigen Erholung des Geschäfts mit Graphitelektroden für die Stahlindustrie profitiert und Umsatz sowie Gewinn kräftiger gesteigert als von Analysten erwartet. “Die Entwicklung im zweiten Quartal 2010 war dank der starken Erholung der Weltwirtschaft besser als wir dies zu Beginn des Jahres erwartet hatten. Für alle drei Geschäftsfelder gibt es positive Indikationen”, sagte Vorstandschef Robert Koehler am Mittwoch in Wiesbaden.
Daher schraubt der Vorstand nun seine Prognose für den operativen Gewinn (EBIT) im Gesamtjahr nach oben. Dieser dürfte nun um bis zu zehn Prozent über dem Vorjahresergebnis von 110 Millionen Euro liegen. Vorher sollte er nahe bei diesem Wert liegen. Den Umsatz sieht SGL einstellig steigen. An der Börse startete die SGL-Aktie mit Minus 0,40 Prozent bei 27,700 Euro zu Handelsbeginn leicht schwächer als der MDax .
Zwischen April und Juni stieg der Umsatz von 288,6 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 341 Millionen Euro. Operativ (EBIT) kletterte der Gewinn von 28,1 Millionen auf 38,9 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben 17,9 Millionen Euro nach 14,4 im Vorjahr.
Trotz der höheren Nachfrage für Graphitelektroden hat SGL in der Sparte, zu dem auch Kathoden für die Aluminiumindustrie gehören, die Krise noch nicht hinter sich gelassen. Die Nachfrage aus der Stahlindustrie liegt immer noch unter dem Vorkrisenniveau. Zudem sieht SGL weiterhin eine Investitionspause in der Aluminiumindustrie. SGL erreichte im ersten Halbjahr zwar sein Minimal-Renditeziel von 20 Prozent in der Sparte, geht aber davon aus, diesen Wert in der zweiten Jahreshälfte nur “bestenfalls” zu schaffen. Hier fordern höhere Kosten für den Rohstoff Nadelkoks, die sie nicht vollständig an ihre Kunden weitergeben können sowie Anlaufkosten für das neue Werk in Malaysia, ihren Tribut.
Im Geschäft mit Graphitprodukten, wie sie SGL an die Solarindustrie, die Chemie-Industrie und für Lithium-Ionen-Batterien liefert, zog der Auftragseingang im zweiten Quartal an. Der Umsatz schrumpfte jedoch leicht. Hier zeigt sich ein zweigeteiltes Bild. Während vor allem aus den Branchen Halbleiter, Leuchtdioden, Solar und Automobil eine deutlich höhere Nachfrage komme, investiere die Chemieindustrie weniger. Insgesamt habe sich das Geschäft in der Sparte aber früher als gedacht belebt. Statt einer stabilen Entwicklung bei Umsatz und Ergebnis dürften diese beiden Kennzahlen im Jahresvergleich nun leicht zulegen.
Das Geschäft mit Carbonfasern und Verbundwerkstoffen leidet trotz erster Erholungszeichen immer noch unter Überkapazitäten am Markt, die auf die Preise drücken. Hier machen sich verschobene Flugzeugprojekte, verzögerte Neuinvestitionen bei Windenergie-Anlagen sowie eine rückläufige Nachfrage im Sport- und Konsumbereich bemerkbar. Den Spartenverlust konnte SGL immerhin von 5,5 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf 1,4 Millionen Euro eingrenzen. Für das restliche Jahr erwarten die Wiesbadener zudem eine Verbesserung bei Umsatz und Ergebnis.
Der Blick auf das künftige Geschäftsumfeld bleibt unklar. Die weltweite wirtschaftliche Entwicklung sei nach wie vor von erheblichen Unsicherheiten geprägt. Die fundamentalen Trends für die Geschäfte sieht der Vorstand aber nach wie vor intakt. 2011, vorausgesetzt die Wirtschaft erhole sich weiter, sei eine Verbesserung des EBIT um 40 bis 50 Prozent möglich, basierend auf dem Wert von 110 Millionen Euro aus 2009./stb/fn/wiz

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