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Tausende zu Jahrestag von Massaker auf Tiananmen-Platz in Peking

(Keystone-SDA) Zum 22. Jahrestag des Massakers von 1989 sind tausende chinesische und ausländische Touristen auf den Tiananmen-Platz in Peking geströmt. Sie passierten sie Sicherheitskontrollen an den Rändern des Platzes, der von einem Grossaufgebot der chinesischen Polizei bewacht wurde.

Vor allem Zivilfahnder mit Funkgeräten und kleinen Kopfhörern waren in der Menge unterwegs, während die Touristen vor dem riesigen Porträt von Revolutionsführer Mao Tse Tung posierten und Fotos machten.

Ein Student namens Li aus der nördlichen Provinz Innere Mongolei, wo Hirten seit Wochen gegen eine Ausweitung des Bergbaus protestieren, sagte, er sei zu jung, um sich an die Vorgänge auf dem Tiananmen-Platz erinnern zu können. “Ich habe aber Erwachsene über den Studentenprotest sprechen hören”, sagte der 24-Jährige.

Bei der Niederschlagung des Protests für demokratische Reformen waren in der Nacht zum 4. Juni 1989 hunderte oder gar tausende Demonstranten von chinesischen Panzern und Fusssoldaten getötet worden. Chinas Führung sprach von einer antirevolutionären Kundgebung und schloss die Akten inzwischen.

Einschüchterungskampagne

Im Vorfeld des Jahrestags sperrte die kommunistische Führung aus Angst vor Protesten auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Oppositionelle ein oder stellte sie unter Hausarrest, wie Menschenrechtsaktivisten berichteten.

Ein härteres Durchgreifen der Beamten gegen Dissidenten ist durchaus üblich im Vorfeld des 4. Juni, war dieses Jahr aber so ausgeprägt wie seit Jahren nicht mehr. Während einer viermonatigen Regierungskampagne gegen die Demokratiebewegung wurden hunderte Aktivisten, Anwälte und Blogger befragt, verhaftet oder sind verschwunden.

Die Menschenrechtsorganisation Chinese Human Rights Defenders sagte am Samstag, der ehemalige Regierungsvertreter Bao Tong sei diese Woche von Sicherheitsbeamten an einen unbekannten Ort verschleppt worden. Die Organisation The Information Center for Human Rights and Democracy erklärte, der liberale Intellektuelle Chen Ziming und viele andere seien unter Hausarrest gestellt worden.

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