GR/Papandreou ruft Griechen zur Geschlossenheit auf
ATHEN (awp international) – In einer emotionalen Rede hat Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou seine Landsleute zum Zusammenhalt aufgerufen: «Griechenland geht durch eine der schwierigsten Phasen seiner Geschichte. Die Beschlüsse, die jetzt gefasst werden müssen, werden von schwerwiegender Bedeutung auch für die kommenden Generationen sein», sagte er am Dienstag vor der Parlamentsgruppe seiner Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok) in Athen. «Lasst uns unser Vaterland neu beleben. Jetzt oder nie», unterstrich er in der Ansprache, die vom Fernsehen übertragen wurde.
Trotz der schwierigen Lage sollten am Dienstag alle öffentlichen Verkehrsmittel in Athen für sechs Stunden lahmgelegt werden. Zahlreiche Gewerkschaften kündigten weitere Streiks für Anfang Mai an. Griechenland ist vom finanziellen Zusammenbruch bedroht. Deswegen hatte Athen die EU und den Internationalen Währungsfonds (IWF) am Freitag offiziell um Hilfe gebeten. Die Euro-Länder wollen Athen allein 2010 mit bis zu 30 Milliarden Euro unter die Arme greifen – Deutschland würde davon bis zu 8,4 Milliarden Euro übernehmen. Auf den IWF könnten zusätzlich bis zu 15 Milliarden Euro zukommen.
Die Athener Presse spekulierte, dass die Griechen den Gürtel noch enger schnallen müssen, um die dringend benötigten Gelder von EU und IWF zu bekommen. «Zwei Löhne Opfer», schrieb die regierungsnahe Athener Zeitung «Ta Nea». «Merkel sagt: Wir geben euch – aber ihr müsst bluten», hiess es in der linksliberalen «Eleftherotypia». Am Montagabend habe der griechische Premier Papandreou mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert. Die Medien waren sich weitgehend einig, dass die Gefahr einer Staatspleite auch nach möglichen Finanzspritzen für die nächsten Jahre nicht gebannt ist.
«An diesem Wochenende Einigung mit dem IWF», titelte die konservative «Kathimerini». Dann werde es sehr schnell mit den Krediten gehen, mutmasste das Blatt. Griechenland habe klargestellt, dass es bis spätestens Mitte Mai eine Milliardenhilfe braucht. «Das kritische Datum ist der 19. Mai. Bis dahin muss die Unterstützung aktiviert sein», hatte der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou am Vorabend im griechischen Parlament gesagt.
Athen muss zum 19. Mai eine Milliarden-Anleihe zurückzahlen und die Summe neu finanzieren. Wegen der dramatischen Haushaltskrise werden die Bedingungen zur Refinanzierung über den Kapitalmarkt immer schlechter. Auch am Dienstag hielt die Unsicherheit über die Hilfen die Renditen des Landes auf einem sehr hohen Niveau./tt/DP/jha