Graubünden rätselt über Diebstähle von Kirchenglocken
(Keystone-SDA) Rabius/ Disentis GR – Unbekannte haben in Graubünden drei Kirchenglocken aus zwei Kapellen gestohlen. Fachleute rätseln über die Motive der Diebe. Die Glocken haben zwar einen grossen kulturhistorischen Wert, aber kaum einen materiellen.
Im Kirchturm der Kapelle St. Michael in Rabius im Bündner Oberland fehlen beide rund 100 Kilogramm schweren und 300 Jahre alte Glocken aus Bronze. Aus der Kapelle zum heiligen Sigisbert in Disentis ist eine kleine, 18 Kilogramm schwere Glocke verschwunden.
Entdeckt wurden die Diebstähle diese Woche. Da beide Kapellen nur selten benutzt werden, können die Delikte schon Monate zurückliegen, wie Daniel Zinsli, Mediensprecher der Kantonspolizei, zu Berichten in den regionalen Medien sagte.
Das Verschwinden der Glocken sei «ein Mysterium», sagte Marcus Casutt, Leiter der kantonalen Denkmalpflege, der Nachrichtenagentur SDA. Er bezweifle, dass es einen Markt für solche Glocken gebe. Von übereifrigen Glockensammlern habe er noch nie gehört. Nach dem Wissen der Denkmalpflege seien in Graubünden bisher keine Glocken aus Kirchtürmen gestohlen worden.
Auch Polizeisprecher Zinsli kann sich nicht erinnern, in seiner 26-jährigen Laufbahn bei der Polizei je von verschwundenen Kirchenglocken gehört zu haben. Ein Motiv für solche Diebstähle sieht er ebensowenig wie Casutt.
Zinsli glaubt auch nicht, dass Kupferdiebe am Werk waren. Es sei wohl einfacher, Kupferkabel von Baustellen zu klauen, als Glocken aus sechs Meter hohen Türmen zu entwenden, um dann das Kupfer aus der Bronzelegierung zu gewinnen.