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Victoria-Jungfrau Collection mit Verlust 2009 – Dividendenverzicht (Zus)

Interlaken/Zürich (awp) – Die Victoria-Jungfrau Collection AG ist im vergangenen Geschäftsjahr in die roten Zahlen gerutscht. Das Jahr habe ganz im Zeichen der Wirtschaftskrise und der damit verunsicherten Haltung im Buchungsverhalten gestanden, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Der Präsident des Verwaltungsrates, Peter Bratschi, gibt sich aber kämpferisch. «Wir werden die Segel nicht einziehen, sondern mit der uneingeschränkten Bereitschaft und Motivation der gesamten Mitarbeitenden vielmehr uns neu ausrichten», sagte er. Es gebe erste Anzeichen, dass der Gegenwind nachlasse.
Die Hotel-Gruppe erlitt im Berichtsjahr einen Konzernverlust von 1,21 Mio CHF, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 3,77 Mio CHF eingefahren worden war. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA sank um 39,3% auf 9,50 Mio CHF, der EBIT um 84,2% auf 1,13 Mio CHF ein. Während der Umsatz um 18% auf 77,0 Mio CHF fiel, war es bei den Logiernächten ein ähnlich starker Rückgang auf 134’980. Finanziell sei das Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von mehr als 50% aber «kerngesund».
Das Geschäft mit Konzernen habe massiv unter der Zurückhaltung vor allem der Schweizer Industrie gelitten. Die Buchungen der Individualgäste seien indes etwas stabiler verlaufen. Der Generalversammlung vom 14. Mai wird aufgrund der ungewissen wirtschaftlichen Lage der Verzicht auf die Ausschüttung einer Dividende vorgeschlagen, im Vorjahr hatte die Hotel-Gruppe noch 5,00 CHF je Aktie gezahlt. Der weitere Kurs soll vorsichtig und kostenbewusst sein.
AUSBLICK VERHALTEN POSITIV
«Der Ausblick auf den Sommer und insbesondere auf das zweite Halbjahr ist nicht mehr ganz so negativ», sagte Beat Sigg, designierter Delegierter des Verwaltungsrates in Zürich. Zwar werde ein richtiger Aufschwung frühestens erst im nächsten Jahr erwartet, heisst es. Insbesondere das Palace Luzern schaue aber bereits auf ein deutlich besseres erstes Quartal zurück. Allerdings ist hier die Basis als einziges Hotel der Gruppe mit Verlust auch besonders niedrig.
Um den Herausforderungen entgegen zu treten, habe sich die Victoria-Jungfrau Collection gegen Preisdumping und für eine weitere Steigerung der Leistung und des Mehrwertes für den Gast entschieden. Was die weitere, für die Hotel-Gruppe wichtige Entwicklung des Franken zum Euro und US-Dollar angehe, gebe es keine klaren Antworten. Victoria-Jungfrau erwartet keine schnelle Erholung des Euro, sei aber auf die Herausforderung vorbereitet.
Das oberste Gebot und Ziel für 2010 sei eine gute Profitabilität. Unterdessen bleibe das Unternehmen weiterhin Ergänzungen zum bestehenden Hotelportfolio gegenüber offen eingestellt. Bevorzugt werde hierbei die Übernahme eines Hotelbetriebs und nicht der Zukauf einer Immobilie. Konkrete Pläne oder eine feste Zielsetzung gebe es aber derzeit nicht, so Bratschi.
BELLEVUE STABIL, PALACE LUZERN FÜR GRUPPENVERLUST VERANTWORTLICH
Von den einzelnen Hotels war einzig das Bellevue Palace in Bern mit einem Umsatzrückgang um nur 1,8% relativ stabil. In den anderen drei Hotelbetrieben waren deutlich grössere Umsatzeinbussen zu verzeichnen. Der Verlust des Palace Luzern, das als einziges mit einem Minus abgeschlossen habe, sei ausschlaggebend für den Gruppenverlust gewesen.
Das Eden au Lac in Zürich wies einen Umsatzrückgang um 15,4% aus, die Zahl der Zimmernächte sank um 14,1%. Die Individualreisenden machten dabei 80% der verkauften Zimmer und Suiten aus. Die Zimmerauslastung nahm jedoch von 60,2% auf 51,8% ab. Im Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa in Interlaken sank der Umsatz um 23,2% und die Zimmerauslastung ging von 58,3% auf 46,6% zurück. Insbesondere aus den Golfstaaten und den USA kamen weniger Gäste.
Das Palace Luzern hatte ein Umsatzminus von 24% zu verzeichnen. Hier machte sich besonders das fehlende Geschäft mit Meetings, Incentives, Conventions und Events bemerkbar. In diesem Segment brach der Umsatz um 40% ein.
Die Aktie quittierte die Zahlen bis zum Nachmittag bei geringen Volumen mit Verlusten von rund 1,8% auf 275 CHF.
dr/uh

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