
Die Woche in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland,
es war nicht schwierig, Themen für die News-Auswahl der vergangenen Woche zu finden. Denn diese kamen in der Schweiz als auch weltweit dicht getaktet.
Auf globaler Ebene ist es natürlich der Beginn der neuen Präsidentschaft Donald Trumps, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dieses amerikanische Ereignis wirft in der Schweiz bereits Fragen und Sorgen auf.
In der Schweiz selbst war die Woche vor allem durch das WEF in Davos geprägt. Und die Medien konzentrieren sich weiterhin stark auf die Nachfolge von Viola Amherd.
Viel Spass beim Lesen.
DIE SCHWERPUNKTE DER WOCHE

Am Montag waren alle Augen auf Washington gerichtet, wo Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt wurde. Kaum war der Eid gesprochen, unterzeichnete der neue Bewohner des Weissen Hauses weitreichende Dekrete, unter anderem zur Verhängung des Ausnahmezustands an der Grenze zu Mexiko oder für den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen.
Einige Entscheidungen der neuen US-Regierung betreffen die Schweiz direkt. Die Absicht von Donald Trump, die US-Beiträge an mehrere UNO-Organe einzustellen oder zu beschränken, beunruhigt das Internationale Genf. Eine erste Entscheidung ist gefallen: Die USA werden die Weltgesundheitsorganisation WHO verlassen, eine Institution mit Sitz in Genf, die zu 18% von den USA finanziert wird.
Trump kündigte auch das internationale Abkommen, das einen Mindeststeuersatz von 15% für Unternehmen festlegt, und drohte Ländern, die diesen Satz auf amerikanische multinationale Unternehmen anwenden, mit Vergeltungsmassnahmen. Die Schweiz beherbergt den europäischen Hauptsitz mehrerer dieser multinationalen US-Konzerne und ist somit direkt von der Entscheidung betroffen.
- Eine ÜbersichtExterner Link über erste wichtige Entscheidungen der Trump-Administration auf der Website von RTS Info (auf Französisch).

Auch die Schweiz stand in dieser Woche im Fokus internationaler Medien: Im bündnerischen Davos traf sich die Crème de la Crème aus Wirtschaft und Politik anlässlich des 55. Weltwirtschaftsforums (WEF).
Ein wichtiges Thema waren die Auswirkungen der Rückkehr von Donald Trump. Unter den in Davos anwesenden Persönlichkeiten warnte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski, dass «die Welt Gefahr läuft, ohne Europa voranzuschreiten». Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, betonte ihrerseits, dass «sich die Regeln ändern und wir uns darauf vorbereiten müssen, auch wenn uns das nicht gefällt».
Die Rede von Donald Trump wurde daher mit besonderer Spannung erwartet. Der US-Präsident war per Videokonferenz zugeschaltet und sprach am Donnerstagnachmittag. Er hielt an seiner Linie fest und wiederholte seine Drohungen mit Strafzöllen. Er forderte die am WEF versammelten Unternehmer auf, in den USA zu produzieren, wo die Steuern «am niedrigsten auf dem Planeten» seien. Er fügte hinzu: «Aber wenn Sie anderswo Geschäfte machen wollen, werden Sie mit Zöllen in Billionenhöhe konfrontiert.»
Das WEF bietet die Gelegenheit, Kontakte auf hoher Ebene zu knüpfen. Aus diesem Grund waren dieses Jahr sechs der sieben Mitglieder des Bundesrats in Davos anwesend. Dies ermöglichte es den Schweizer Behörden unter anderem, die Gespräche mit den USA über ein Freihandelsabkommen wieder aufzunehmen. Diese Verhandlungen waren unter Joe Biden abgebrochen worden, während Donald Trump sie in seiner ersten Amtszeit wieder aufgenommen hatte.
- Der WEF-TickerExterner Link von RTS Info (auf Französisch).

Die Nachfolge von Verteidigungsministerin Viola Amherd hat die Schweizer Medien in der vergangenen Woche weiter beschäftigt. Zur Erinnerung: Die Mitte Bundesrätin hatte kürzlich ihren Rücktritt aus der Regierung per Ende März angekündigt.
Es gibt jedoch nicht wirklich grossen Andrang auf ihre Nachfolge. Der zurückgetretene Präsident der Mitte, Gerhard Pfister (Foto), galt als grosser Favorit. Doch in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger sagte der Nationalrat, dass er «kein glücklicher Bundesrat» wäre. Ein weiterer Favorit war Nationalrat Martin Candinas, der ebenfalls auf eine Kandidatur verzichtete und erklärte, dass dieses Amt «kein inneres Feuer» in ihm entfache. Auch andere führende Vertreterinnen und Vertreter der Mitte gaben an, kein Interesse an einer Kandidatur zu haben.
Mehrere Medien haben dieses scheinbare Desinteresse am höchsten politischen Amt des Landes hervorgehoben. In einem Artikel mit dem Titel «Albtraum statt Traumjob» nennt die Aargauer Zeitung drei Gründe für die mangelnde Begeisterung: die Dominanz der politischen Rechten im Bundesrat (4 von 7 Sitzen sind von FDP und SVP besetzt), die die Kandidatinnen und Kandidatender Mitte abschreckt, die Polarisierung des politischen Lebens, die die Angriffe auf die Bundesräte verstärkt, und die hohe Arbeitsbelastung, die das Privatleben beeinträchtigt.
- Der ArtikelExterner Link in der Aargauer Zeitung (Paywall).

Tourismus-Megaprojekte wie das in Andermatt (Foto) im Kanton Uri könnten sich vervielfachen. Die Schweizer Alpen scheinen zu einem neuen Eldorado für in- und ausländische Immobilienentwickler geworden zu sein.
Eines der jüngsten Projekte im Conche-Tal im Wallis vermittelt einen Eindruck von diesen pharaonischen Bauvorhaben: 100 Millionen Franken Investition für einen Tourismuskomplex mit 130 Mietwohnungen, Restaurants, einem Wellnesszentrum und sogar einem künstlichen See. «Solche Investitionen können sich nur lohnen, wenn man auch wirklich viel investiert», erklärte der Projektentwickler dem öffentlich-rechtlichen Schweizer Fernsehen RTS.
Grossprojekte kurbeln die lokale Wirtschaft in den Bergen an, aber es gibt auch eine Kehrseite der Medaille. Die massiven Investitionen lassen die Immobilienpreise in den betroffenen Regionen in die Höhe schnellen, was den Zugang zu Wohnraum für die lokale Bevölkerung schwierig macht. Gross sind auch die preistreibenden Effekte auf Zweitwohnungen. Ein Beispiel dafür ist Andermatt, wo der durchschnittliche Quadratmeterpreis beim Erwerb einer Zweitwohnung von 8130 Franken im Jahr 2014 auf 22’050 Franken im Jahr 2024 gestiegen ist.
- Die UmfrageExterner Link von RTS Info (auf Französisch).
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Übertragung aus dem Französischen: Giannis Mavris

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