Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Mangelnde Information, Unstimmigkeiten bei den Vorgaben, Rechtsstreitigkeiten – beim Kauf von italienischen Leopard-1-Panzern lief einiges nicht so, wie der Bundesrat es sich gewünscht hätte. Als Konsequenz liess er die Rechtsform des Rüstungskonzerns Ruag überprüfen.
Nun steht fest: Die Ruag wird künftig wohl nicht mehr als privatrechtliche AG organisiert sein.
In diesem Briefing geht es auch um Social Media. Die meisten Erwachsenen sprechen sich laut einer Umfrage für ein Verbot der Plattformen für unter 16-Jährige aus. Weiter schauen wir uns Initiativen in der Schweiz an, die sich dem Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt verschrieben haben. Und wir werfen einen Blick auf den Fachkräftemangel im Land.
Gute Lektüre!
Der Bundesrat will die Rechtsform der Ruag ändern. Der bundeseigene Rüstungskonzern soll neu eine Form des öffentlichen Rechts erhalten. Welche das sein wird, ist noch offen.
Neben weiteren Varianten wird auch eine Reintegration der Ruag ins Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) geprüft.
Der Diskussion um die Rechtsform der Ruag liegt eine Untersuchung der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) zugrunde. Diese zeigte im Februar 2024 Ungereimtheiten rund um den Kauf von 96 italienischen Leopard-1-Panzern. Noch ist nicht restlos geklärt, was alles krumm gelaufen ist. Ein weiterer Bericht steht noch aus.
Zwei Risiken sollten laut einer Analyse von SRF deutlich verkleinert werden, wenn die Ruag rechtlich wieder näher an den Bund rückt: Zum einen das «Risiko von Mauscheleien im Zusammenhang mit Gewinnstreben», zum anderen sollte der Bundesrat, dank mehr Staatsnähe der Ruag, schneller und zuverlässiger die wichtigen Informationen erhalten und die Ruag so besser steuern können. «Dass sich der Bundesrat wieder vermehrt um die Wehrindustrie kümmert, zeigt einmal mehr, wie sehr sich die Sicherheitslage verschlechtert hat seit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine», schreibt SRF.
- Die Analyse von SRFExterner Link
Adé Tiktok, Instagram und Co? Fast 80% der Stimmberechtigten in der Schweiz würden ein gesetzliches Verbot von Social Media für unter 16-Jährige befürworten.
Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Umfrage des Instituts Leewas im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia. Mit ihrer Einstellung stehen die Schweizer:innen nicht alleine da: In Australien wurde heute ein Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren beschlossen – als erstes Land weltweit.
Expert:innen hierzulande reagieren allerdings kritisch auf ein Verbot. Laut der Medienwissenschaflterin Dominique Wirz würde dieses Jugendliche zwar vor spezifischen Gefahren und problematischen Inhalten schützen, allerdings entstehe durch ein Verbot ein anderes Problem: «Jugendliche erhalten so erst spät die Möglichkeit, Medienkompetenz zu entwickeln.»
Diverse Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen übermässigem Gebrauch von sozialen Medien und psychischen Belastungen wie Depressionen oder Angststörungen. Andere Studien heben aber auch positive Aspekte der Plattformen hervor: Jugendliche können sich online vernetzen, Informationen austauschen und soziale Unterstützung finden.
- Der Artikel im Tages-AnzeigerExterner Link und auf RSIExterner Link (auf Italienisch)
Alle zwei Wochen stirbt in der Schweiz eine Person infolge häuslicher Gewalt; durchschnittlich 25 Personen pro Jahr. Die meisten davon sind Frauen.
Behörden sowie die Zivilgesellschaft mobilisieren zum Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt. Welche Wirkung haben diese Initiativen? Und verbessert sich die Situation in der Schweiz schnell genug? Diskutieren Sie mit auf «dialogExterner Link«, der mehrsprachigen Debattenplattform der SRG.
Eine solche Initiative ist ein Workshop für Schüler:innen im Kanton Neuenburg. Fast 60% der dort lebenden Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren haben laut einer Umfrage Gewalt in ihrer Beziehung erlebt, und jede zweite junge Frau hat sexuelle Gewalt erfahren. Der Workshop will die Jugendlichen unterstützen, Warnzeichen frühzeitig zu erkennen.
Eine weitere Initiative, ebenfalls in der Westschweiz, richtet sich an Migrantinnen. Dank einer Gesetzesänderung werden sie zwar besser geschützt, wenn sie Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, doch aufgrund von Hindernissen wie Sprachbarrieren, fehlenden sozialen Kontakten oder Unkenntnis der Gesetze und Strukturen in der Schweiz, nehmen Migrantinnen verfügbare Hilfsangebote seltener in Anspruch. Um sie besser zu unterstützen, hat eine Stiftung ein Netzwerk von geschulten Freiwilligen aufgebaut.
- Der Artikel auf SWI swissinfo.ch
Beim Fachkräftemangel hat sich die Lage in der Schweiz entspannt. Entwarnung gibt es allerdings noch nicht.
Dies ist das Fazit des heute veröffentlichten Fachkräftemangel Index Schweiz 2024 des Personaldienstleisters Adecco. Zwar sei die Suche nach geeignetem Personal einfacher geworden, sie sei aber noch immer schwieriger als vor der Pandemie.
Laut Adecco sind dieses Jahr 7% weniger Stellen ausgeschrieben worden und die Arbeitslosenquote ist von 2% auf 2,4% angestiegen. So habe die konjunkturelle Abkühlung in diesem Jahr «spürbare Auswirkungen» auf den Schweizer Arbeitsmarkt gehabt.
Mit Blick auf die einzelnen Berufszweige hat sich die Lage im IT-Sektor entspannt, akut bleibt sie jedoch im Gesundheitsbereich. Dort fehle es weiterhin an Fachärzt:innen, Pflegefachkräften oder Apotheker:innen. An zweiter Stelle folgt das Bauwesen, an dritter die Elektrobranche.
- Die Meldung auf SWI swissinfo.ch (auf Französisch)
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Die Schweiz im Bild
Mit der heute eröffneten Ausstellung «Léonard Gianadda: Hommage en photographies» ehrt die Fondation Pierre Gianadda ihren Gründer, den vor knapp einem Jahr verstorbenen Kunstmäzen, Architekten und Bauunternehmer Léonard Gianadda. Zu sehen in der Ausstellung sind Fotoarchive, Filmausschnitte und schriftliche Zeugnisse von Gianaddas Weggefährt:innen.
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