AKTIEN FRANKFURT: Dax moderat im Plus – zwischen EU-Gipfeln in Wartestellung
FRANKFURT (awp international) – Der Dax hat sich am Montag nach dem Verhandlungsmarathon der Euro-Länder und vor dem Krisengipfel zur Wochenmitte in Wartestellung zurückgezogen. Am Nachmittag stand das Börsenbarometer mit 0,33 Prozent im Plus bei 5.990,69 Punkten. Am Morgen hatte die Hoffnung auf Fortschritte bei der Bewältigung der Schuldenkrise den Leitindex wieder über 6.000 Punkte gehoben, bevor ein enttäuschender Einkaufsmanagerindex für die Eurozone und dann noch die steigende Unsicherheit vor der Gipfelfortsetzung wieder einen Rückschlag brachten. Der MDax arbeitete sich am Nachmittag um 0,97 Prozent vor auf 9.043,07 Punkte und der Technologieindex TecDax gewann mit Erneuerbare-Energien-Werten an der Spitze 0,96 Prozent auf 697,24 Punkte.
Händler berichten von einem sehr dünnen Geschäft, denn die Anleger hielten sich vor den neuen wegweisenden Entscheidungen aus der Politik sowie wichtigen Konjunktur- und Unternehmenszahlen aus der laufenden Berichtssaison in den USA zurück. Dabei kämen die Bewegungen oft relativ zufällig zustande. Positiv hätten nach den zunächst schlechten Daten aus der Eurozone dann die guten Auftragseingänge auf die Börsen gewirkt. «Die Stimmungsschwankungen vor dem zweiten entscheidenden Euro-Gipfel am Mittwoch sind sehr hoch», sagte Ulrich Wortberg, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Nachdem die Einigung beim Euro-Rettungsfonds EFSF zunächst für positive Impulse an den Finanzmärkten gesorgt habe, sei die schwierige Situation in Italien im Handelsverlauf wieder stärker in den Fokus geraten.
BANKEN IM FOKUS
Als Seismograph für diese Stimmungsschwankungen fungieren an der Börse die Bankenwerte. Die Hoffnung auf eine Einigung der Euro-Länder im Kampf gegen die Schuldenkrise hatte diese Aktien zunächst an die Dax-Spitze getrieben, zuletzt bröckelten die Commerzbank-Aktien aber sogar zeitweise ins Minus. Analyst Pierre Flabbée von Kepler Capital Markets rechnet am Mittwoch mit einer endgültigen Einigung. Mit Blick auf den womöglich höheren Schuldenerlass für Griechenland und die Pläne über einen zusätzlichen Kapitalpuffer der europäischen Banken in Höhe von 100 bis 110 Milliarden Euro sagte er aber: «Wir glauben nicht, dass die Banken eine Chance haben, sich den europäischen Entscheidungen zu widersetzen. Ausserdem ist die Abdeckung der griechischen Kosten unseres Erachtens nur von untergeordneter Bedeutung mit Blick auf die weltweiten Rekapitalisierungsbelange und die ausgetrocknete Finanzausstattung. Nur eine zufriedenstellende globale Antwort auf die Euro-Krise könnte wieder normale Refinanzierungsbedingungen für das Bankensystem schaffen.»
Besser präsentierten sich die Rohstofftitel. Im Dax profitierten die Aktien von ThyssenKrupp mit plus 2,48 Prozent auf 20,455 Euro. Sie schoben damit einen negativ bewerteten Presseartikel zur Seite. Die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, dass die Tochter Steel Americas einen Vorsteuerverlust von etwas mehr als einer Milliarde Euro ausweisen wird. Laut Analyst Ingo-Martin Schachel liegt das über den bislang von ihm erwarteten 963 Millionen Euro. Allerdings habe er angesichts der weiter fallenden Nachfrage nach Stahl in Nordamerika und wegen der rückläufigen Preise zuletzt bereits die Risiken für diese Prognosen herausgestellt. Tagessieger waren HeidelbergCement mit plus 3,64 Prozent auf 31,195 Euro. Marktstratege Thilo Müller von MB Fund Advisory verwies auf die guten Konjunkturdaten aus China.
NORDEX AN DER TECDAX-SPITZE
Im MDax sackten Deutsche Wohnen als zweitschwächster Wert um 1,70 Prozent ab. Die Credit Suisse senkte in einer Branchenstudie ihr Votum für den Immobilienwert von «Outperform» auf «Underperform» und nahm das Kursziel auf 11 Euro zurück. Die Aktien des Pharmahändlers Celesio sackten um 0,50 Prozent ab. Die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» hatte berichtet, Finanzvorstand Christian Holzherr werde im November aus dem Unternehmen ausscheiden.
Solarworld standen mit einem Plus von mehr als zehn Prozent an der TecDax-Spitze. Händler konnten keine fundamental neuen Nachrichten für den Anstieg verantwortlich machen. Die Papiere von Freenet verloren dagegen 0,84 Prozent. Händler verwiesen auf Aussagen von Unternehmenschef Christoph Vilanek in der «Financial Times Deutschland», wonach eine Fusion mit dem Anteilseigner Drillisch das Unternehmen strategisch nicht weiterbringe./fat/ck