AKTIEN FRANKFURT: Gewinne – Schon ‹Weihnachtsstille› am Markt
FRANKFURT (awp international) – In Erwartung freundlicher US-Börsen hat der deutsche Aktienmarkt am Montag Kursgewinne verzeichnet. Der Dax stieg bis zum Nachmittag um 0,85 Prozent auf 5.880,99 Punkte. Der MDax legte um 0,06 Prozent auf 7.398,17 Zähler zu und der TecDax gewann 0,21 Prozent auf 817,06 Punkte.
«Der Markt ist absolut ruhig, es herrscht schon Weihnachtsstille und die meisten Bücher sind geschlossen», resümierte Norbert Empting, Händler bei der Schnigge Wertpapierhandelsbank. «Viele Kursbewegungen sind zufallsgetrieben – mit einem allerdings positiven Grundton.» Marktbewegende Nachrichten sind laut Empting an den verbleibenden Handelstagen bis zum Jahresende kaum zu erwarten. Vom derzeitigen Niveau aus hält er es aber für möglich, dass der Dax die 6.000-Punkte-Marke noch knackt. Sein bisheriges Jahreshoch hatte der deutsche Leitindex vergangene Woche bei 5.903 Punkten markiert.
Im Fokus standen abermals die Volkswagen-Aktien. Die Stämme müssen ihren Platz im Dax für die Vorzüge räumen, wie die Deutsche Börse am Freitagabend nach Börsenschluss in Reaktion auf die Anteilserhöhung des Emirats Katar mitgeteilt hatte. Händler zeigten sich wenig überrascht, beide Aktien hatten bereits in Erwartung dieses Indexwechsels entsprechend reagiert. «Durch den Wechsel der Gattungen erhöht sich das Gewicht von VW im Dax auf 1,33 Prozent von aktuell 0,63 Prozent», schrieb Marktexperte Heino Ruland von Ruland Research am Morgen. Da VW zudem die Ausgabe weiterer 135 Millionen Vorzugsaktien plane, könne sich dieses Gewicht nochmals verdoppeln ? je nachdem, wie die Kapitalerhöhung ausgestaltet sei. Die Vorzüge verteuerten sich um moderate 0,20 Prozent auf 66,08 Euro, wogegen die Stämme 2,91 Prozent auf 74,03 Euro verloren.
Auch andere Autowerte mussten Abschläge hinnehmen. Für BMW ging es um 0,80 Prozent auf 31,690 Euro nach unten und Daimler büssten 0,69 Prozent auf 36,490 Euro ein. Marktteilnehmer verwiesen auf negative Erwartungen für das kommende Jahr. Die Branche steckt weiter in der Krise. Darüber können auch einzelne Glanzpunkte, wie der durch die Abwrackprämie in Deutschland ausgelöste Nachfrageboom, kaum hinwegtäuschen. Auch 2010 steht den stark vom Export abhängigen deutschen Herstellern ein schwieriges Jahr bevor. Zu Daimler berichtete das «Handelsblatt» unter Berufung auf Unternehmenskreise, dass der Autobauer und der Mischkonzern Evonik ihre Investitionen im Bereich Elektroantrieb erhöhen. Zudem räumte Daimler auf Anfrage der «Wirtschaftswoche» wegen beschädigter Kraftstoff-Einspritzdüsen beim Vierzylinder-Dieselmotor der Baureihe OM651 «massive Probleme» ein.
Aktien von Adidas stiegen hingegen um 1,19 Prozent auf 39,03 Euro. Händler verwiesen auf Aussagen von Vorstandschef Herbert Hainer im «Handelsblatt», denen zufolge Europas grösster Sportartikelhersteller nach einem Umsatzrückgang 2009 zuversichtlicher ins kommende Jahr blickt. Dass Adidas und Reebok im kommenden Jahr wachsen sollen, bestätige die von ihm erwartete Trendwende bei Reebok, schrieb Analyst Robert Greil von Merck Finck.
Im MDax verloren Anteilsscheine von Bilfinger Berger nach Bekanntgabe einer Akquisition 1,41 Prozent auf 51,86 Euro. Der Dienstleistungs- und Baukonzern darf den österreichischen Industrie- und Kraftwerks-Dienstleister MCE unter Auflagen übernehmen. Dazu müsse das Unternehmen sich allerdings von einem Teil des MCE-Geschäfts mit Hochdruckrohrleitungen trennen, teilte die EU-Kommission am Freitagabend mit. Analysten bewerteten die Transaktion grundsätzlich positiv. «Die Auflagen der Kommission sind keine Überraschung, denn bereits kurz nach der Übernahme deutete Bilfinger Berger darauf hin, dass es in Spezialsegmenten wie dem Rohrleitungsbau Überschneidungen gäbe», schrieb etwa Marc Nettelbeck von der DZ Bank. «Dies ändert aber nichts an der Logik der Transaktion und insgesamt ist die Nachricht deshalb positiv.» Der Analyst blieb daher beim Votum «Kaufen» für die Aktie. Continental-Aktien gewannen 0,75 Prozent auf 37,69 Euro. Der finanziell angeschlagene Autozulieferer einigte sich mit den Banken auf ein Finanzierungspaket in Höhe von 2,5 Milliarden Euro./gl/ag
— Von Gerold Löhle, dpa-AFX —