AKTIENFOKUS/CS trotz erfreulichem Quartalsausweis mit deutlichen Kursverlusten
Zürich (awp) – Obwohl die Credit Suisse mit ihrem Zahlenkranz zum dritten Quartal selbst die optimistischsten Prognosen übertroffen hat, notieren die Aktien der Grossbank tief im Minus. Damit teilt das Institut das Schicksal der Deutschen Bank, die gestern trotz der Vorlage eines starken Zwischenberichts an der Börse abgestraft wurde.
Mit einem Minus von 3,1% auf 58,20 CHF gehören die Aktien der Credit Suisse am Donnerstag bis gegen 11.50 Uhr zu den grössten Verlierern im SMI. Nachdem die CS-Valoren bei 58,30 CHF eröffneten, erholte sich der Kurs zwischenzeitlich bis auf 59,30 CHF, bevor das Papier wieder stärker in die Verlustzone drehte. Der SMI verliert derweil 0,8%
Für die Kursverluste der CS-Aktien sind durchaus Gründe auszumachen. Bemängelt wird von einigen Analysten etwa die Qualität des Gewinnausweises. So habe die Bank von diversen Einmaleffekten profitiert, so der Tenor dieser Experten. Genannt werden in diesem Zusammenhang die «geringen» Verluste aus der Neubewertung eigener Verpflichtungen, Gewinne aus Wertberichtigungen von Vermögenswerten sowie der Verkaufserlös aus der Aberdeen-Transaktion.
Diese Faktoren seien aber bereits vor der Ergebnispublikation bekannt und im Konsensus eingepreist gewesen, schreibt Dirk Becker, Analyst bei Kepler Capital Markets. Das über den Erwartungen liegende Ergebnis sei daher operativ begründet.
Insgesamt spricht die Mehrzahl der Marktbeobachter denn auch von einem guten Quartal der Grossbank. Positiv herausgestrichen wird neben dem starken Ergebnis im Investmentbanking insbesondere der Neugeldzufluss sowie die gesunkenen Personalkosten.
Bemerkenswert sei vor dem Hintergrund der überdurchschnittlichen Kapitalisierung zudem die Eigenkapitalrendite (RoE) von 25,1%, schreibt der für Merrill Lynch tätige Analyst Derek de Vries. Auch ZKB-Experte Andreas Venditti spricht von einem «weiteren starken Quartal» der Credit Suisse.
Bedenken hegt er hingegen bezüglich der Nachhaltigkeit des guten Resultats im Investmentbanking: Denn das Umfeld werde nächstes Jahr deutlich anspruchsvoller sein. Ähnlich äussert sich Peter Thorne von Helvea: Das gute Ergebnis der Sparte sei zwar kein Glücksfall, aber die Investoren dürften sich die Frage stellen, ob solche Margen nachhaltig seien, wenn die Konkurrenz im Investmentbanking wieder anzieht.
Mit Sorge betrachtet Thorne auch die Margen-Entwicklung im Wealth Management. Der Rückgang der Profitabilität habe dazu geführt, dass die Sparte hinter den Markterwartungen zurückblieb.
Als gemischt beurteilt Citigroup das Zahlenset der Sparte. So verbucht auch der US-Broker die negative Margenentwicklung als Negativpunkt, während der starke Neugeldzufluss gelobt wird. Die UBS sieht im ausgewiesenen Neugeldzufluss zudem ein Zeichen für die steigende Macht der CS im Wealth Management.
pf/sig