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AKTIENFOKUS/Swiss Re nach Rochade auf Top-Management-Ebene leicht gesucht

Zürich (awp) – Die Aktien der Swiss Re legen am Freitag im frühen Geschäft in einem knapp gehaltenen Markt leicht überdurchschnittlich zu. Händler führen die Nachfrage nach den Titeln des Rückversicherers vor allem auf den vorbörslich bekanntgegebenen Umbau der Konzernspitze zurück. Davon würden sich die Investoren neuen Schwung versprechen, hiess es unter unter anderem bei Marktbeobachtern, welche den Schritt allerdings kontrovers beurteilen.
Bis um 10.15 Uhr steigen die Swiss-Re-Titel um 0,7% auf 43,37 CHF. Am Vortag verloren die Aktien jedoch um 1,5%; im bisherigen Jahresverlauf resultiert ein Minus um 13,1%. Der SMI notiert um 0,1% höher; ZFS steigen um 0,3%.
In den bisherigen Kommentaren wird die neue Führungsstruktur unterschiedlich beurteilt. «Die Neuordnung macht Sinn und dürfte neuen Schwung in das Unternehmen bringen», kommentiert beispielsweise Stefan Schürmann von der Bank Vontobel. «Das ist alles sehr eigenartig, zu schnell und zu heftig», lautet dagegen das Urteil von Fabrizio Croce von Kepler. Für Georg Marti von der ZKB kommen die Veränderungen überraschend.
«Die Neuordnung der Managementstruktur und die Ernennung von zwei neuen externen Managern (COO und CRO) soll der Geschäftsentwicklung zugute kommen und den seit zwei Jahren angeschlagenen Ruf des Unternehmens weiter verbessern», schreibt Schürmann. Die Geschäftsführung umfasst nun 21 Manager, was von aussen betrachtet ein recht grosses Team sei. Im Einzelnen begrüsst Schürmann die Bildung der beiden Segmente Admin Re und Corporate Solutions. «In beiden Bereichen nimmt die Swiss Re eine führende Stellung ein. Diese Ausrichtung dürfte dazu beitragen, dass das Unternehmen wieder auf den Wachstumspfad zurückfindet. Das ist unseres Erachtens zwingend nötig, um in einem schrumpfenden weltweiten Rückversicherungsmarkt zu überleben.»
Croce von Kepler gibt in seinem Kommentar zu bedenken, dass ein Manager mit Bankerfahrung zum CRO ernannt worden ist. In der Vergangenheit hätten bereits einige Versicherer mit Managern aus Banken schlechte Erfahrungen gemacht. Auch kritisiert er, dass der CIO für eine operative Einheit zuständig ist. Mit dieser Kombination hätten ebenfalls mehrere Unternehmen keine guten Ergebnisse erzielt, da die Interessen von Geschäftsbereichen (die Risiko-Kontrolle) und Investment Management (das Eingehen von Risiken) nicht vereinbar seien.
Die Bank Vontobel hält für Swiss Re an ihrer «Hold»-Empfehlung (Kursziel: 52 CHF) fest. In Bezug auf die Bewertung leide Swiss Re gemeinsam mit ihren Konkurrenten an der tiefen Nachfrage sowie an der hohen Rückversicherungskapazität, die die Prämien stagnieren lasse. Zudem würden die tiefen Zinsen eine der Hauptherausforderungen für die Gruppe bilden und die Bemühungen bezüglich Kosteneinsparungen und Risikoabbau verbergen. Eine Neubeurteilung durch den Markt erfordere die für März 2011 erwartete Rückzahlung des Berkshire-Kredits sowie ein höheres Rating, das nicht vor Anfang Sommer 2011 eintreffen werde.
Kepler beurteilt die neue Führungsorganisation insgesamt als «grossen Schritt zurück». Entsprechend wird ein deutlicher Abbau des Exposures empfohlen.
Die ZKB stuft die Swiss-Re-Aktie mit «Übergewichten» ein.
rt/cf

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