Arbeitslosenquote so tief wie seit 2008 nicht mehr
(Keystone-SDA) Die Arbeitslosenquote in der Schweiz ist von 2,9 Prozent im Mai auf 2,8 Prozent im Juni gesunken. Damit hat sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit gemäss Serge Gaillard, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), deutlich verlangsamt.
«Ob das bereits Anzeichen einer Trendwende ist, wird man aber erst in zwei Monaten wissen», sagte Gaillard der Nachrichtenagentur sda.
Auf den ersten Blick sind die Zahlen erfreulich. Die Arbeitslosenquote ist so tief wie seit November 2008 nicht mehr. Ende Juni waren 110’378 Arbeitslose bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldet, wie das SECO am Freitag bekannt gab. Das sind 4306 Personen weniger als noch im Mai.
Gegenüber dem Juni 2010 verringerte sich die Arbeitslosigkeit gar um 34’095 Personen. Damals hatte die Arbeitslosenquote noch 3,7 Prozent betragen.
Saisonbereinigt Stagnation
Zum Rückgang beigetragen haben aber neben der weiterhin stabilen konjunkturellen Lage vor allem saisonale Effekte und die Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetzes (AVIG).
Die Revision – die am 1. April in Kraft getreten ist – führte zu einer Verkürzung der Bezugsdauer von Taggeldern. Die Arbeitslosen verlieren ihr Recht auf Arbeitslosenentschädigungen damit schneller als bisher.
Diese Änderung hat die Zahlen verzerrt, respektive den Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Schweiz überzeichnet. Im April waren rund 4500 Personen betroffen, im Mai rund 2000.
Rund 700 Personen, die ihre Ansprüche an die Arbeitslosenversicherung verloren haben, haben sich im letzten Monat abgemeldet. Im laufenden Monat, sagte Gaillard, dürfte die Zahl Ausgesteuerter die Quote nicht mehr beeinflussen.
Saisonbereinigt und bereinigt um den Effekt der AVIG-Revision zeigt sich damit bereits jetzt eine Stagnation der Arbeitslosenquote. Saisonbereinigt betrug die Quote – wie schon im Mai – auch im vergangenen Monat 3 Prozent.
Der starke Franken wird gemäss den SECO-Prognosen zu einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur führen und damit die Arbeitslosenzahlen beeinflussen. Gemäss SECO dürfte das Bruttoinlandprodukt (BIP) im 2011 um 2,1 Prozent steigen. 2012 rechnen die SECO-Ökonomen mit einem deutlich geringeren Wachstum von 1,5 Prozent.
Jugendliche profitieren übermässig
Von der guten Konjunkturentwicklung der letzten zwei Jahre haben die Jugendlichen am meisten profitiert. Die Arbeitslosenquote der 15 bis 24-Jährigen verringerte sich von 2,7 Prozent im Mai auf 2,5 Prozent im Juni.
«Sie liegt damit deutlich unter dem Durchschnitt der letzten Jahre», freute sich Gaillard. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote dieser Altersgruppe hatte 2009 bei 4,6 und im vergangenen Jahr bei 4,4 Prozent gelegen.
Real verringerte sich die Zahl arbeitsloser Jugendlicher im Berichtsmonat um 5,9 Prozent auf 13’934 Personen. Verglichen mit dem Vorjahresmonat ist der Rückgang mit Minus 34,1 Prozent noch markanter.