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AUSBLICK/Transocean Q2: Reingewinn von 569 und 579 Mio USD erwartet

Zürich (awp) – Die Transocean Ltd publiziert am Mittwoch, 4. August, nachbörslich die Zahlen zum zweiten Quartal 2010. Analysten haben dazu folgende Erwartungen:
FOKUS: Im Blick der Analysten stehen bei der Zahlenvorlage des Ölbohrkonzerns Transocean das operative Ergebnis sowie mögliche Aussagen des Management zu den Folgen des Unglück auf der Anlage “Deepwater Horizon”. Neben dem Betriebsausfall und zusätzlicher Stilllegungen im Golf von Mexiko dürfte sich eine tiefere durchschnittliche Tagesrate negativ ausgewirkt haben, heisst es in einem Kommentar.
Die Experten verweisen auf einen Gewinn von 270 Mio USD aus einer kürzlich erhaltenen Versicherungszahlung. Doch sie sehen ebenfalls eine Reihe von Negativfaktoren. Zum einen liegen zahlreiche Klagen gegen Transocean vor. Zum anderen könnte der Ölkonzern BP, der die gesunkene Plattform geleast hatte, versuchen, eine Teil der Kosten abzuwälzen.
Für das zweite Quartal rechnen die Analysten der ZKB und der Bank Vontobel mit einem Umsatz von 2’486 bzw. 2’520 Mio USD, einem EBIT von 821 bzw. 800 Mio USD und einem Reingewinn nach Minderheiten von 579 bzw. 569 Mio USD.
ZIELE: Transocean gab Anfang Mai eine finanzielle Guidance zu den Folgen des Unglücks im Golf von Mexiko ab, die wenige Wochen später nochmals bekräftigt wurde. Demnach werden die zusätzlichen operativen Kosten für 2010 bei 200 Mio USD gesehen. Der Auftragsbestand wurde nach unten angepasst. Bereinigt um die verlorenen Aufträge der “Deepwater Horizon” in Höhe von 590 Mio USD lag die Kennziffer laut Erstquartalsbericht bei 28,6 Mrd USD.
PRO MEMORIA: Am 20. April gab Transocean das Börsendebut in der Schweiz, am 21. Juni wurden die Titel in den SMI aufgenommen. Ebenfalls am 20. April brach ein Feuer auf der “Deepwater Horizon” im Golf von Mexiko aus, später explodierte die Plattform und versank im Meer. Seit der Explosion sind geschätzte 3 bis 5,3 Mio Liter Rohöl ins Meer gelaufen. Es handelt sich um die schwerste Ölpest der US-Geschichte.
Der Ölkonzern BP hatte die Anlage von Transocean geleast und musste im zweiten Quartal einen Konzernverlust von 17,15 Mrd USD ausweisen, nachdem im Vorjahresquartal noch ein Gewinn von 4,39 Mrd USD erzielt wurde. Insgesamt stellte BP 32,2 Mrd USD für die Folgen der Ölpest zurück. In der Summe enthalten sind 20 Mrd USD für einen Entschädigungsfonds für die Opfer der Ölkatastrophe.
Inzwischen laufen letzte Vorbereitungen zur Versiegelung des lecken Bohrlochs, es soll mit Schlamm und Zement verschlossen werden. Im Schatten der Katastrophe verabschiedete das US-Repräsentantenhaus zudem schärfere Regeln für Ölbohrungen in der Tiefsee. Mit dem Gesetz werden auch die Verursacher von Ölkatastrophen künftig stärker zur Kasse gebeten: Die Haftungsobergrenze von 75 Mio USD wurde aufgehoben.
Im Zusammenhang mit dem Unglück wurden laut Transocean eine Reihe von Gerichtsverfahren eingeleitet, das Unternehmen rechnete im Mai mit weiteren Klagen. Daraus seien “signifikante” Kosten zu erwarten, hiess es. Ausserdem gab es politischen Druck in den USA auf Transocean, die Dividende erst einmal zurückzubehalten.
Mitte Juli informierte das Unternehmen über die Einigung mit Royal Dutch Shell und BHP Billiton auf eine spezielle Standby-Rate für die Nutzung der Bohrplattformen im Golf von Mexiko. Diese könnten nun einen reduzierten Betrag zahlen, sich aber nicht mehr auf Force Majeure infolge des Moratoriums für Tiefseebohrungen berufen, hiess es. Zudem wurde ein Vertrag mit Gazprom nach Zahlung einer vereinbarten Abfindung beendet.
Website: www.deepwater.com
dr/cc

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