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Baselbieter Bildungsdirektorin zieht Bilanz vor dem Rücktritt

Keystone-SDA

Die Baselbieter Regierungsrätin Monica Gschwind (FDP) tritt nach zehn Jahren im Amt per Ende Dezember 2025 zurück. Dies teilte sie am Donnerstag im Landrat mit. Die Baselbieter Regierung wird an ihrer Sitzung vom Dienstag über den Termin der Ersatzwahl beraten.

(Keystone-SDA) Gschwind führt seit Juli 2015 die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD). Ihre Ankündigung sei emotional, da ihr die Arbeit in der Regierung «sehr am Herzen» liege, sagte die sichtlich bewegte Bildungsdirektorin am Donnerstagmorgen vor dem Landrat. Sie bedankte sich für das «grosse Vertrauen» während der letzten zehn Jahre und erhielt einen grossen Applaus vom Parlament.

Bereits im letzten Sommer habe sie die Rücktrittsentscheidung getroffen, sagte Gschwind anschliessend gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Es war ein persönlicher und kein parteitaktischer Entscheid», so die Hölsteinerin. «Ich habe ihn zugunsten meiner Familie gefällt, die viel zurückstecken musste.»

Mit der Schweiz verbunden

Uni-Traktandum noch vor dem Rücktritt

Sie sei zum Schluss gekommen, keine «halben Sachen» zu machen und sich vermehrt der Familie zu widmen. Der Zeitpunkt auf Ende Jahr habe sie aber bewusst gewählt. Wichtig sei ihr, den Globalbeitrag für die Universität Basel für die Jahre 2026 bis 2029 noch in ihrer Amtszeit unter Dach und Fach zu bringen.

In ihre Amtszeit fiel die Covid-Pandemie. «Wir haben damals Entscheidungen gefällt, die völliges Neuland waren», sagte Gschwind. Sie erinnert sich noch, wie sie am Freitag vor den Schulschliessungen von 9 Uhr morgens bis um 2 Uhr nachts gearbeitet habe.

Nach den damaligen wissenschaftlichen Erkenntnissen gingen die Fachleute in ihren Empfehlungen an die Regierung noch von Kindern als wichtige Überträger des Virus aus. «Heute weiss man mehr und würde manche Entscheidungen anders treffen», sagte Gschwind rückblickend.

«Ruhe in die Schulen gebracht»

Der Beginn ihrer Amtszeit war geprägt von Diskussionen um den Lehrplan 21. Ihr damaliges Ziel, wieder «Ruhe» in die Schulen zu bringen, habe sie erreicht, bilanzierte Gschwind.

Als weitere Höhepunkte während ihrer bisherigen Amtszeit nannte sie die Änderung des Bildungsgesetzes, das die Führungsstrukturen an den Schulen neu regelte. Ebenso erwähnte Gschwind das 50-Millionen-Franken-Massnahmenpaket zur Verbesserung der Grundkompetenzen der Volksschülerinnen und -schüler in Deutsch, Mathematik und Informatik.

In ihre Amtszeit fiel auch das neue «dynamische» Finanzierungsmodell für die Universität Basel, auf das sich die beiden Trägerkantone einigten. Dieses Modell richtete sich nach Steuerdaten und verminderte so den Beitrag des Kantons Baselland für die Jahre 2022 bis 2025.

Gschwind handelte zudem mit Basel-Stadt einen neuen Kulturvertrag in Form einer Pauschale aus. Damit zahlt das Baselbiet jährlich 9,6 Millionen Franken an Kulturinstitutionen des Nachbarkantons.

Schlagzeilen mit der Handschlag-Affäre

Weit über die Kantonsgrenzen sorgte im Jahr 2016 die sogenannte Handschlag-Affäre für Aufsehen. Nach der Weigerung zweier muslimischer Schüler in Therwil, ihrer Lehrerin die Hand zu geben, wurden die Baselbieter Schulen verpflichtet, Integrationsschwierigkeiten dem Amt für Migration zu melden.

Gschwind schaffte bei den Gesamterneuerungswahlen im Februar 2015 den Sprung in die Baselbieter Exekutive. Sie holte 29’789 Stimmen und lag somit noch vor der bisherigen Regierungsrätin und Parteikollegin Sabine Pegoraro. Mit der Wahl von zwei Freisinnigen schied die SP für vier Jahre aus der Baselbieter Regierung aus.

Die Noch-Bildungsdirektorin arbeitete vor dem Regierungsmandat als selbständige Treuhänderin. Zudem amtete sie als Gemeindepräsidentin von Hölstein und als Landrätin.

Die Baselbieter Regierung wird an ihrer Sitzung vom Dienstag über den Termin der Ersatzwahl beraten.

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