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Castor-Transport stösst in Deutschland auf erbitterten Widerstand

(Keystone-SDA) Bebra/Gorleben – Der Castor-Transport quer durch Deutschland mit hochradioaktivem Atommüll zur Zwischenlagerung in Gorleben ist am Sonntag auf massiven Widerstand gestossen. Die Polizei setzte Schlagstöcke, Pfefferspray und Wasserwerfer gegen Demonstranten ein, die auf die Gleise stürmten.
Der Castor wurde mehrfach gestoppt und näherte sich am Sonntagnachmittag nur langsam dem Ziel: Mit fast elf Stunden Verspätung erreichte er das rund 50 Kilometer entfernte Lüneburg, um anschliessend nach Dannenberg weiterzufahren.
Atomkraftgegner versuchten im Wendland nahe Dannenberg ein gepanzertes Räumfahrzeug der Polizei anzuzünden. Das Feuer wurde aber rasch gelöscht. Bauern blockierten mit ihren Traktoren wichtige Zufahrtstrassen zum Castor-Verladebahnhof Dannenberg. Durch die Traktor-Blockaden sollte ein schnelles Verlegen von Polizeieinheiten verhindert werden.
Sitzblockaden
Von Dannenberg werden die Castor-Behälter die letzten 20 Kilometer auf dem Strassenweg zum Zwischenlager Gorleben transportiert. Hier sassen nach Angaben von Aktivisten mehr als 1600 Demonstranten, um mit Sitzblockaden den Castor zu stoppen.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, sprach mit Blick auf die versuchte Zerstörung eines Räumfahrzeugs von einer «neuen Stufe der Gewalt». Augenzeugen berichteten aber auch, dass die Polizei rüde gegen Demonstranten an den Gleisen vorgegangen sei.
Entgegen Befürchtungen gelang es Demonstranten kaum, beim «Castor schottern» massenhaft Steine aus dem Gleisbett zu räumen und so die Zugstrecke nach Dannenberg unpassierbar zu machen.
Allerdings gab es auch immer wieder entspannte Szenen. Als Demonstranten bei einer Gleisbesetzung anfingen, «Highway to Hell» zu spielen, wippten auch Polizisten zur Musik. Mindestens 16’500 Polizisten waren im Einsatz.
Odyssee
Der am Freitag nahe der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague gestartete zwölfte Atommüll-Transport mit elf Castor-Behältern für Gorleben erlebte auf seiner Fahrt eine wahre Odyssee.
Umleitungen wegen Blockaden, von einer Brücke bei Kassel abgeseilte Greenpeace-Aktivisten und zuletzt drei an Gleise gekettete Atomkraftgegner bei Celle liessen den Zug am Sonntagnachmittag viel später in Lüneburg eintreffen als geplant.

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