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CH/Kantonalbanken fürchten negative Folgen neuer Regulierungen (Zus)

Zürich (awp/sda) – Die 24 Schweizer Kantonalbanken gehören klar zu den Gewinnern der Finanzkrise. Im Zuge neuer Bankenregulierungen durch den Bund und die Finanzaufsicht wollen sie aber nicht mit den Grossbanken in einen Topf geworfen werden.
Bei der Einlagensicherung, bei den Kapitalvorschriften und bei den Managersalären dürften im Interesse des Finanzplatzes nicht die «falschen Banken» ins Visier der Aufsichtsbehörden kommen, forderte Paul Nyffeler, Präsident des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB), am Donnerstag vor den Medien in Zürich.
Zwar erwarteten die weitgehend auf das Schweizer Geschäft fokussierten Staatsbanken keine eigene «Lex Inlandbanken», so Nyffeler. Eine grössere Differenzierung zwischen den verschiedenen Bankengruppen in der Schweiz sei aber notwendig.
MARKTPOSITION GESTÄRKT
Der Gesetzesvorschlag des Bundesrates zur Einlagensicherung, der Mitte September in die Vernehmlassung ging, geht laut dem Kantonalbankenverband «sehr weit». Die Kantonalbanken, die ihre Staatsgarantie mit Beiträgen an die Kantone und Gemeinden abgelten, wollten nicht auch noch Beiträge in Sicherungs-Fonds einzahlen.
Nicht zuletzt dank der Staatsgarantien haben die Kantonalbanken ihre Marktposition im ersten Halbjahr 2009 weiter gefestigt. Der Zustrom neuer Kundengelder von 14 Mrd CHF ist rekordhoch und die Gewinne stiegen um 10,6% auf 1,37 Mrd CHF.
Laut Statistik haben die Staatsbanken einen Kundenanteil von 46%. Für 28% der Kunden ist eine der Kantonalbanken ihre Hauptbank. Die Kundenbindung ist laut dem Verband ausserordentlich hoch.
HOHES ZINSRISIKO
Die Finanzkrise ist aus Sicht der Kantonalbanken jedoch noch nicht vorbei. Für die weitere Entwicklung ziehen sich die Finanzinstitute deshalb warm an.
Eine Herausforderung bilde das Zinsänderungsrisiko, sagte Charles Stettler, Mitglied der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Die Banken, die traditionell im inländischen Hypothekar- und Kreditgeschäft stark sind, müssten sich gegen die Folgen eines möglichen Anstiegs des Leitzinses weiter konsequent absichern.
«Üblicherweise finanziert eine Bank langfristige Kredite mit kurzfristigen Verbindlichkeiten», erklärte Stettler. Diese Fristentransformation könne das Zinsrisiko vergrössern. Aus Kostengründen hätten viele Kantonalbanken angesichts der vor der Krise hohen Zinsen aber die Absicherungsmassnahmen reduziert.
SZENARIEN UND RÜCKSTELLUNGEN
Zudem würde ein «Double Dip» – ein erneutes Absacken der Weltkonjunktur nach der derzeit beobachteten leichten Erholung – Kreditrisiken erhöhen: Unternehmen hätten dann Reserven abgebaut und die Konjunkturprogramme seien ausgelaufen; Die Refinanzierung von Exportunternehmen werde dann deutlich schwieriger, so Stettler.
Die Institute beschäftigten daher mit entsprechenden Szenarien und nehmen Rückstellungen vor. Die Kantonalbanken, so der ZKB-Direktor, müssten trotz der sinkenden Bonität vieler Unternehmen eine ausreichende Kreditversorgung sicherstellen und gleichzeitig keine falschen Anreize setzen.
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