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Daimler will nicht mehr Geld für Tognum bieten

SCHANGHAI (awp international) – Nach der Ablehnung ihres Übernahmeangebots an Tognum durch das Management des Motorenbauers wollen Daimler und Rolls Royce nicht nachlegen. Daimler-Chef Dieter Zetsche zeigte sich am Montag überzeugt, dass die vorliegende Offerte letztendlich von den Aktionären angenommen werde. Es sei ein “sehr attraktives Angebot”, sagte Zetsche der Nachrichtenagentur dpa in Schanghai vor Beginn der Automesse in der ostchinesischen Hafenstadt.
Der Daimler-Chef sprach von “partikularen Interessen” hinter der Empfehlung des Managements, die Offerte aus wirtschaftlicher Sicht abzulehnen. Doch sei sie für die Mehrheit der Aktionäre interessant. Es gebe keine Veranlassung, jetzt draufzulegen. Auf die Frage, ob Daimler notfalls auf eine Übernahme verzichten würde, sagte Zetsche: “Ich glaube nicht, dass sich uns diese Frage stellen wird.”
Die Friedrichshafener hatten die gebotenen 24 Euro je Aktie als nicht angemessen bezeichnet. Die Bieter bewerten das Unternehmen mit insgesamt 3,2 Milliarden Euro. Die Angebotsfrist endet am 18. Mai. Wenn bis dahin nicht mehr als die Hälfte der Aktien in den Besitz der Bieter übergegangen sind, wird das Angebot nichtig.
Seit die Übernahmepläne Anfang März bekannt wurden, notieren die Tognum-Papiere über dem Angebotspreis – zuletzt bei mehr als 26 Euro. Bislang sind nur wenige Aktionäre auf das Angebot eingegangen. Daimler und der britische Motorenbauer Rolls-Royce wollen Tognum zu einem weltweiten Marktführer für Industriemotoren weiterentwickeln.
Tognum gehörte bis Ende 2005, damals unter dem Namen MTU Friedrichshafen, zum Autokonzern Daimler. Damals verkaufte der frühere Daimler-Chef Jürgen Schrempp den Spezialisten für Motoren etwa für Frachtschiffe, Yachten, Züge oder Panzer an den schwedischen Finanzinvestor EQT. Nach dem Börsengang stieg Daimler 2008 wieder bei Tognum ein. Derzeit halten die Stuttgarter 28,4 Prozent an dem Unternehmen./lw/DP/tw

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