Der Geruch von Früchten macht männliche Fruchtfliegen liebestoll
(Keystone-SDA) Bisher glaubten Forscher, weibliche Fruchtfliegen verführten ihre Partner mit selbst produzierten Sexuallockstoffen. Doch eine Studie von Forschern der Universität Lausanne zeigt: Was männliche Fliegen liebestoll macht, sind in Wahrheit chemische Stoffe aus Früchten.
Das Team um Richard Benton fand heraus, dass ein Rezeptor in den Geruchsnerven von Fruchtfliegen durch zwei chemische Verbindungen namens Phenylessigsäure und Phenylacetaldehyd aktiviert wird. Diese Stoffe riechen blumig, honigartig süss und werden deshalb für verschiedene Parfüms benutzt.
Die beiden Verbindungen finden sich in der Natur in vielen Früchten – Benton und seine Kollegen wiesen sie zum Beispiel in überreifen Bananen und in Opuntien-Früchten nach, wie sie im Fachmagazin «Nature» berichten. Fruchtfliegen fressen diese Früchte mit Vorliebe und legen in sie auch ihre Eier ab.
Gesteigerte Lust
Um zu überprüfen, was die Aktivierung des Geruchsrezeptors namens IR84a in männlichen Fruchtfliegen bewirkt, sperrten die Forscher ihre Untersuchungsobjekte in kleine transparente Plastikgefässe. Es zeigte sich, dass die Frucht-Substanzen die sexuelle Aktivität der Männchen stark steigert.
Auf Pheromone, die durch die Weibchen selbst produziert werden, reagierte der Rezeptor – und reagierten damit auch die Männchen – allerdings nicht. Auch wenn die Wissenschaftler den Rezeptor mit gentechnischen Methoden ausschalteten, zeigten die betreffenden Männchen keinerlei sexuelles Interesse mehr.
Günstige Verbindung
Dass der Rezeptor von Fruchtgerüchen aktiviert werde und nicht von weiblichen Lockstoffen, sei überraschend, schreiben Benton und seine Kollegen in ihrer Studie. Bislang gingen Forscher nämlich davon aus, dass weibliche Fruchtfliegen – wie andere Tiere, zum Beispiel Nachtfalter – Männchen mit ihren eigenen Pheromonen verführten.
Allerdings erklärt die Entdeckung die oft gemachte Beobachtung, dass Fruchtfliegen sich hauptsächlich auf ihrem Essen paaren. Die Evolution habe bei den Fliegen also einen Weg gefunden, um die Paarung mit günstigen Nahrungs- und Eiablageplätzen miteinander zu verbinden, heisst es in «Nature».
Ob auch andere Tiere einen eigenen Sensor für eine Art Aphrodisiakum aus der Umgebung haben, sei derzeit noch offen, schreiben Benton und seine Kollegen.