Deutsche Bank fährt Risiko in Euro-Schuldenstaaten deutlich herunter (AF)
FRANKFURT (awp international) – Die Deutsche Bank hat ihr Engagement in den Schuldenstaaten der Eurozone deutlich gesenkt. Ende Juni hatte das Institut nur noch 3,7 Milliarden Euro an griechischen, italienischen, irischen, portugiesischen und spanischen Staatsanleihen im Feuer, das waren 70 Prozent weniger als Ende 2010, wie Finanzvorstand Stefan Krause am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen in Frankfurt erklärte. Besonders deutlich senkte der deutsche Branchenprimus in der ersten Jahreshälfte sein Risiko in Italien – von 8 auf 1 Milliarde Euro.
Das will das Institut aber nicht als Misstrauensvotum gegen das Land verstehen. Es sei darum gegangenen, dass Risiko auf das übliche Absicherungsniveau im Konzern zu senken, erklärte Krause. Durch die Übernahme der Postbank im Dezember 2010 sei dort ein Überhang entstanden, der nun abgebaut wurde. Das sei etwa durch den verstärkten Einsatz von Absicherungsinstrumenten wie den sogenannten Credit Default Swaps geschehen.
Der Bestand spanischer Anleihen ging um rund 1,2 Milliarden auf 1,1 Milliarden Euro zurück. Dagegen baute die Bank ihr Engagement in Irland auf knapp 300 Millionen und in Portugal auf 150 Millionen Euro leicht aus. Das Risiko mit griechischen Staatsanleihen sank für die Deutsche Bank um rund ein halbe Milliarde auf knapp 1,2 Milliarden Euro, vor allem weil auslaufenden Kredite nicht verlängert wurden. Auf diese Bestände schrieb das Institut 155 Millionen Euro ab.
Darin sind allerdings noch nicht die Auswirkungen des in der vergangenen Woche beschlossenen Rettungspakets enthalten. Die genauen Folgen einer freiwilligen Beteiligung an den Hilfen werde noch geprüft, heisst es im Quartalsbericht. Das könnte Experten zufolge auch dazu führen, dass die Deutsche Bank den Wert ihrer griechischen Anleihen wieder nach oben korrigieren könnte, da die Papiere seit dem Rettungsbeschluss von Brüssel deutlich an Wert gewonnen haben.
Die europäische Finanzbranche will im ersten Schritt rund 50 Milliarden Euro zur Griechenland-Rettung beitragen, indem sie griechische Staatsanleihen in neue Papiere mit längeren Laufzeiten tauscht und dafür Abschläge in Kauf nimmt. Dass die Deutsche Bank sich an diesem freiwilligen Schritt beteiligt, gilt als sicher, schliesslich hatte Bankchef Josef Ackermann an der Lösung selbst mitgewirkt. Die Commerzbank hat bereits angekündigt, ebenfalls ihren Anteil zu leisten./enl/zb