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Deutsche Börse erwartet 2011 Umsatzanstieg – Klage gegen Clearstream

FRANKFURT (awp international) – Die vor der Fusion mit der US-Börse NYSE Euronext stehende Deutsche Börse rechnet für 2011 und 2012 mit einer positiven weltwirtschaftlichen Entwicklung und erwartet vor diesem Hintergrund weiter steigende Konzernumsätze. Das operative Ergebnis dürfte im laufenden Jahr ebenfalls zulegen, teilte der Marktbetreiber am Mittwoch in seinem Geschäftsbericht 2010 mit. Im Hinblick auf mögliche anstehende Risiken informierte die Deutsche Börse zudem, dass ihrer Tochter Clearstream eine Klage auf Schadenersatz in Höhe von 250 Millionen US-Dollar drohe. Dabei gehe es um einen angeblich betrügerischen Transfer eingefrorener Gelder aus dem Iran aus dem Jahr 2008. Der Wertpapierverrechner und -verwahrer Clearstream, so hiess es in dem Bericht weiter, werde sich allerdings mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehren.
Hinsichtlich des Ausblicks auf 2011 und 2012 hiess es weiter: Sollte sich die Weltwirtschaft weiter erholen, die Rahmenbedingungen positiv sein und neue Produkte und Funktionalitäten des Unternehmens wie erwartet erfolgreich sein, könnten die Umsatzerlöse 2011 im Vergleich zum Vorjahr um bis zu zehn Prozent steigen. Die Bandbreite der Erlöse schätzt der Konzern auf 2,1 bis 2,3 Milliarden Euro, nach 2,106 Milliarden Euro 2010.
Sollten sich die Rahmenbedingungen wider Erwarten verschlechtern, sei aber auch ein Rückgang der Erlöse auf 2,0 Milliarden Euro oder «in äusserst negativen Szenarien» sogar unterhalb dieses Wertes möglich, hiess es weiter. Für 2012 erwartet die Deutsche Börse einen Anstieg der Erlöse in einer ähnlichen Grössenordnung wie 2011.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sieht die Deutsche Börse 2011 in einer Bandbreite zwischen 1,05 und 1,25 Milliarden Euro, nach bereinigt 1,091 Milliarden Euro im Jahr 2010. Im abgelaufenen Jahr waren Wertminderungen im Zusammenhang mit der 2007 zugekauften US-Optionsbörse ISE von 453,3 Millionen Euro angefallen sowie Kosten von 110,7 Millionen Euro für Effizienzprogramme, wodurch das EBIT inklusive Sondereinflüssen auf 527,8 Millionen Euro gesunken war.
Die Nettozinserträge aus dem Bankgeschäft der Tochter Clearstream erwartet der Konzern auf dem Niveau von 2010 und damit bei etwa 59 bis 60 Millionen Euro. «Sollten sich die Umsatzerlöse oder die Nettozinserträge nicht wie erwartet entwickeln, könnte das EBIT auf ein Niveau von rund 1,0 Milliarden Euro fallen ? oder sogar deutlich darunter, im Falle einer äusserst negativen Entwicklung», hiess es im Geschäftsbericht.
Hinsichtlich der Kosten rechnet die Deutsche Börse zudem mit operativen Kosten in Höhe von 925 Millionen Euro nach 936,2 Millionen Euro im Vorjahr. Die volumenabhängigen Kosten dürften von 201,9 Millionen Euro im Vorjahr auf rund 235 bis 255 Millionen Euro im laufenden Jahr steigen. Damit lägen die Gesamtkosten 2011 zwischen 1,160 bis 1,180 Milliarden Euro vor Kosten für Effizienzprogramme von rund 30 Millionen Euro und Sondereffekten. 2010 hatten die bereinigten Gesamtkosten bei 1,147 Milliarden Euro.
Neuigkeiten im Zusammenhang mit der geplanten Fusion mit der transatlantischen Börse NYSE Euronext gab es dagegen im aktuellen Geschäftsbericht keine. Nachdem die Aufsichtsgremien beider Konzerne Mitte Februar ihre Zustimmung zu einem Zusammenschluss gegeben hatten, steht nun noch die Zustimmung der Aktionäre aus. Zudem müssen die zuständigen Kartell- und Finanzbehörden, Börsenaufsichten und weiteren Regulatoren aus den USA und Europa der Fusion noch zustimmen. Ein Abschluss der Transaktion wird Ende 2011 erwartet. Sollte alles wie geplant verlaufen, entstünde gemessen an Umsatz und EBITDA das grösste Börsenunternehmen der Welt. Konzernchef Reto Francioni betonte dabei zugleich die dadurch deutlich besseren und starken Wachstumsaussichten eines solchen Grosskonzerns, der auch die gesamte Branche gestalten könne.
Allerdings mehren sich die Gerüchte, dass die Nasdaq OMX Group ein Gegenangebot für die NYSE Euronext vorlegen könnte. Zwar fehlen ihr dazu die finanziellen Mitteln, doch Spekulationen zufolge wollen angeblich US-Banken der hoch verschuldeten Nasdaq einen Milliardenkredit gewähren./ck/ksb

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