Dresdner-Integration kommt Commerzbank teurer – Höhere Synergien (AF)
FRANKFURT (awp international) – Die Integration der Dresdner Bank kommt die Commerzbank teurer als geplant. Gleichzeitig will das Institut nach der Integration aber auch mehr einsparen. «Wir investieren einmal 500 Millionen Euro und sparen so Jahr für Jahr 500 Millionen Euro zusätzlich», sagte Finanzvorstand Eric Strutz am Mittwoch bei einem Investorentag in Frankfurt. Ausserdem bestätigte Commerzbank-Chef Martin Blessing am Morgen die mittelfristigen Zielen der «Roadmap 2012».
An der Börse wurden die Neuigkeiten kurz mit einem Sprung der Commerzbank-Aktie an die Dax-Spitze belohnt. In den ersten Handelsminuten schrumpften die Gewinne allerdings bereits wieder. Börsianer lobten vor allem die höheren Synergien. Die zweitgrösste deutsche Bank hatte die Dresdner Bank vor etwa einem Jahr für rund 5 Milliarden Euro übernommen. Die Marke soll im kommenden Jahr verschwinden.
HÖHERE KOSTEN, HÖHERE SYNERGIEN
Insgesamt kostet die Integration der Dresdner Bank nun 2,5 statt 2,0 Milliarden Euro. Der Mehraufwand entsteht vor allem bei der IT und bei den Immobilien. Blessing hatte bereits angekündigt, dass die Commerzbank für die Integration der Computersysteme mehr Zeit als ursprünglich vorgesehen braucht. Mit dem Umbau der Filialen kommt sie dagegen etwas schneller als geplant voran.
Auf der anderen Seite rechnet die Commerzbank nun auch mit jährlichen Kostensynergien von rund 2,4 Milliarden Euro. In vollem Umfang sollen sich die Einsparungen ab 2013 auszahlen. Vor allem in der Abwicklung, bei den Flächen- und Raumkosten sowie beim Einkauf will die Commerzbank durch die Dresdner Bank sparen. Ausserdem zahle sich die Neuaufstellung des Investmentbankings aus: Die Commerzbank hat den Bereich bereits deutlich zurückgefahren und will sich künftig mehr auf Privatkunden und Mittelstand konzentrieren.
RISIKOVORSORGE SOLL MITTELFRISTIG WIEDER SINKEN
Bei den im Frühjahr festgezurrten mittelfristigen Zielen komme das Institut gut voran. «Die ‹Roadmap 2012› steht unverändert», sagte Blessing. Bis dahin will die Commerzbank unter anderem ein operatives Ergebnis von mehr als 4 Milliarden Euro erwirtschaften. Mit 1,8 Milliarden Euro will die zweitgrösste Bank bis dahin rund die Hälfte ihres operativen Geschäfts mit Unternehmenskunden machen. Rund eine Milliarde sollen die Privatkunden beitragen, das Investmentbanking soll etwa 800 Millionen Euro beitragen.
Ausserdem soll sich die Risikovorsorge bis 2012 halbieren und nur noch bei 2 Milliarden Euro liegen. Für das laufende Jahr plant die Commerzbank inzwischen mit einem Puffer für faule Kredite von mehr als 4 Milliarden Euro. Die gesamten krisenbedingten Belastungen, die sich aus Risikovorsorge und Wertkorrekturen auf Wertpapiere zusammensetzen, werde aber deutlich unter der Planung liegen, hiess es.
Nach der Übernahme der Dresdner Bank hatte die Commerzbank vor einem Jahr staatliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Derzeit stützt die Bundesregierung das zweitgrösste deutsche Institut noch mit rund 18 Milliarden Euro. Die Stille Einlage will Commerzbank-Chef Blessing nach wie vor unter normalen Marktbedingungen ab 2012 zurückzahlen. Nur wenn sich die Märkte positiv entwickeln, könnte dies bereits ein Jahr früher der Fall sein./gr/das/nl