ECONOMICS/EU: Stahlindustrie erstmals seit Krisenausbruch zuversichtlicher
DÜSSELDORF/BRÜSSEL (awp international) – Erstmals seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise vor knapp anderthalb Jahren blickt die europäische Stahlindustrie wieder optimistischer in die Zukunft. «Wir sehen erste Anzeichen einer Erholung», sagte der Generaldirektor des europäischen Stahlverbands Eurofer, Gordon Moffat, am Donnerstag in Brüssel. Es gebe immer noch Unsicherheiten, die Risiken seien aber wesentlich ausgewogener als vor einem Jahr. Die Produktion der stahlverarbeitenden Industrie werde leicht um 0,6 Prozent steigen, angesichts der leeren Lager erwartet der Verband ein Nachfrageplus bei Stahl von 12,5 Prozent. Im vergangenen Jahr war der Stahlverbrauch um 35 Prozent europaweit eingebrochen.
In Deutschland stiegen die Auftragseingänge bei Walzstahlerzeugnissen im letzten Viertel des vergangenen Jahres um 50 Prozent, wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Zum ersten Mal seit sechs Quartalen sei damit im Herbst wieder ein positiver Vorjahreswert erzielt worden. Das Niveau der Bestellungen liege jedoch weiter rund 10 Prozent unter dem langjährigen Mittelwert und 20 Prozent unter dem Vorkrisenwert. Die Nachfrage aus dem Inland stieg um 45 Prozent, aus dem Ausland sogar um 60 Prozent. Diese Zahlen stützten die Einschätzung, dass sich die Stahlkonjunktur stabilisiert habe und die Produktion im laufenden Jahr deutlich zulegen werde.
Eurofer warnte allerdings erneut vor einer Stahlschwemme aus anderen Regionen, auch wenn bislang die weltweiten Produktionserhöhungen nicht zu höheren Importen geführt hätten. «Sollte die globale Nachfrage dem höheren Ausstoss nicht folgen können, könnte das Überangebot in anderen Regionen zu einem neuerlichen Preisdruck in der EU führen», sagte Eurofer-Chef Moffat. Mit Sorge blickte der Verband zuletzt immer wieder nach China, wo staatliche Konjunkturprogramme die Stahlproduktion anheizten./nl/stb/tw