ECONOMICS/US: ‹Dicke Überraschung› am Arbeitsmarkt – kaum noch Jobabbau (AF)
WASHINGTON (awp international) – Der US-Arbeitsmarkt hat im November extrem positiv überrascht. So ist der monatelang anhaltende Beschäftigungsabbau im November fast zum Stillstand gekommen. Die Zahl der Beschäftigten ausserhalb der Landwirtschaft ging im Monatsvergleich nur noch um 11.000 zurück, wie das Arbeitsministerium am Freitag im Washington mitteilte. Markterwartungen von 130.000 Stellenstreichungen wurden damit drastisch unterboten. Die Arbeitslosenquote sank entsprechend von 10,2 Prozent im Vormonat auf 10,0 Prozent.
Darüber hinaus korrigierte das Arbeitsministerium die Stellenstreichungen für die beiden Vormonate kräftig um insgesamt 159.000 nach unten. Für Oktober ergibt sich demnach ein Abbau von 111.000 statt bislang 190.000 Stellen. Im September lag das Minus bei revidiert 139.000 (219.000) Arbeitsplätzen. Nach Angaben des Ministeriums büssten im Novmeber abermals die Baubranche, die verarbeitende Industrie und der Informationssektor Stellen ein. Zuwächse habe es hingegen in der Gesundheitsbranche und bei Aushilfs-Dienstleistungen gegeben.
‹DICKE ÜBERRASCHUNG›
Volkswirte zeigten sich in ersten Reaktionen verblüfft. «Die neuen Arbeitsmarktdaten sind eine dicke Überraschung», sagte DekaBank-Experte Rudolf Besch. Die Zahlen legten nahe, dass sich der US-Arbeitsmarkt im gesamten letzten Halbjahr viel besser geschlagen habe als bislang vermutet. Auch Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner sprach von einer sehr positiven Überraschung.
Laut Besch ist besonders beachtlich, dass der Dienstleistungssektor mittlerweile wieder spürbar Stellen aufbaut. «Dies ist ein Frühindikator für den Konsum und damit für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.» Ähnlich kommentierte die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW): Der Beschäftigungsaufbau im Zeitarbeitsgewerbe deute auf einen bevorstehenden Anstieg der Gesamtbeschäftigung hin. Eine schnelle Zinswende der US-Notenbank sehen Experten aber nicht – dazu sei die Arbeitslosenquote noch viel zu hoch, hiess es zur Begründung.
KRÄFTIGE AUSSCHLÄGE AN MÄRKTEN
Die Stundenlöhne sind im November indes etwas schwächer als erwartet gestiegen. Sie kletterten um 0,1 Prozent auf 18,74 US-Dollar je Stunde. Volkswirte hatten mit einem Anstieg um 0,2 Prozent gerechnet. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit stieg von 33,0 Stunden im Oktober auf 33,2 Stunden im November.
An den Finanzmärkten sorgten die Daten für heftige Kursausschläge. Während die Aktienmärkte kräftige Kursgewinne verzeichneten, gerieten Staatsanleihen, Rohstoffe und der Euro stark unter Druck. Der Dollar wertete neben dem Euro auch zum japanischen Yen und zum britischen Pfund spürbar auf.
Die Daten im Überblick:
(r=revidiert. Angaben in Prozent, soweit nicht anders angegeben.)
/bf/jha/
November (Prog) Oktober September
Beschäftigung -11 -130 -111r -139r
(in Tsd)
Arbeitslosenquote 10,0 10,2 10,2 9,8
Stundenlöhne +0,1 +0,2 +0,3 +0,1