Enorme Gewinne für Reemtsma – Keine Angst vor Tabaksteuer (AF)
HAMBURG (awp international) – Der Zigarettenkonzern Reemtsma sieht der bevorstehenden Erhöhung der Tabaksteuer ohne Begeisterung, aber auch ohne grosse Sorgen entgegen. «Nach dem, was ich bisher lese und höre, können wir damit leben», sagte Reemtsma-Manager Titus Wouda Kuipers am Dienstag in Hamburg. Die noch nicht beschlossene Erhöhung der Tabaksteuer würde ein Päckchen Zigaretten rechnerisch um ungefähr zehn Cent pro Jahr über einen Zeitraum von vier oder fünf Jahren verteuern. Ob die Industrie tatsächlich in diesem Ausmass die Preise erhöht, ist laut Kuipers nicht absehbar. «Das entscheidet sich im Wettbewerb, wenn die endgültigen Informationen vorliegen.»
Mehr Sorgen bereitet dem Hamburger Konzern die europäische Tabakproduktrichtlinie, die gegenwärtig von der EU-Kommission vorbereitet wird. Sie könnte laut Kuipers dazu führen, dass in Europa nur noch weisse Zigarettenpäckchen mit einem einheitlich gestalteten Produktnamen plus Warnhinweisen und Schockbildern unter dem Ladentisch verkauft werden dürfen, bei totalem Werbeverbot. «Damit würden unsere Markenrechte enteignet, der Konsument weiter stigmatisiert und diskriminiert und der Wettbewerb zementiert», sagte der Reemtsma-Manager. Die Branche bereite bereits Klagen vor.
Reemtsma hat im vergangenen Geschäftsjahr (30.9.) enorm viel Geld verdient. Bei einem Umsatz von 983 Millionen Euro weist das Unternehmen einen operativen Gewinn von 498 Millionen Euro aus. Eine derartige Umsatzrendite wird in anderen Bereichen der deutschen Industrie bei weitem nicht erreicht. «Damit sind wir als Nummer zwei im Markt so stark wie nie», sagte Kuipers. Allerdings ist nicht klar, wie Reemtsma den operativen Gewinn definiert und ob er innerhalb der Tabakbranche vergleichbar ist. Der britische Mutterkonzern Imperial Tobacco Group erreichte einen Umsatz von 28,18 Milliarden Pfund und einen Gewinn vor Steuern von 2,12 Milliarden Pfund. Das entspricht einer Vorsteuerrendite von 7,5 Prozent.
Reemtsma profitierte davon, dass der deutsche Zigarettenmarkt erstmals seit Jahren nicht zurückging, sondern sogar leicht wuchs. Der Gesamtmarkt aus Zigaretten und Tabak legte von 122 auf 123 Milliarden Stück zu. Kupers führte das auf die sonnigen Sommermonate zurück. Reemtsma ist hier gut positioniert; die Konzernmarke JPS erreichte im Oktober auf Monatsbasis erstmals einen Marktanteil von mehr als zehn Prozent und ist damit die zweitstärkste deutsche Zigarettenmarke nach der Marlboro. Das einstige Reemtsma-Flaggschiff West ist dagegen ins Mittelfeld zurückgefallen. Hinter Marlboro greifen die deutschen Raucher zunächst zu den preisgünstigen Marken JPS, L&M und Pall Mall, erst dann kommen wieder teurere Sorten./egi/DP/edh