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EU-Industrie für höheres Kernkapital der Banken

HAMBURG (awp international) – Der Präsident des europäischen Industrieverbandes Businesseurope, Jürgen Thumann, hat höhere Eigenkapitalanforderungen für die Banken gefordert. Das Eigenkapital der Banken in Europa wie auch in anderen Währungsräumen müsse substanziell über die neuen Basel-III-Regeln hinaus erhöht werden, sagte Thumann der “Financial Times Deutschland” (Dienstagausgabe). “Ich meine weit über das hinaus, was bisher beschlossen worden ist.” Schrittweise müsse man auf 20 Prozent Kernkapital kommen. “Ich scheue mich nicht, diese Zahl zu nennen”.
Für viele Banken würden sich die Kapitalanforderungen damit mehr als verdoppeln. Basel III schreibt vor, dass Banken ihr Kernkapital in den kommenden Jahren von 4,5 auf mindestens sechs Prozent ihrer risikobehafteten Vermögenswerte zu erhöhen haben. Zusammen mit dem Ergänzungskapital und weiteren Kapitalpuffern kann eine Quote von bis zu 13 Prozent vorgeschrieben werden.
Thumann, dessen Organisation 40 Industrie- und Arbeitgeberverbände aus 34 Staaten vertritt, begründete seine Forderung damit, dass die Finanzmärkte der grösste Unsicherheitsfaktor der Weltwirtschaft seien. “Wir brauchen eine stärkere Regulierung und Überwachung des gesamten Finanzkreislaufs.” Er sei immer für “einfache Lösungen”, und eine solche sei höheres Eigenkapital. “Das ist für mich der Schlüssel, die Auswüchse auf den Finanzmärkten weitgehend zu unterbinden.”
Höhere Finanzierungskosten für die Industrie würde der frühere Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie dafür in Kauf nehmen. “Natürlich werden Kredite dann etwas teurer, das müssen wir dann eben zahlen”, sagte Thumann. Er kenne aber kein Unternehmen, dass nur sechs oder acht Prozent Eigenkapital habe. “Für die Realwirtschaft ist das unvorstellbar. An uns werden doch wesentlich höhere Anforderungen gestellt.”/fn/wiz

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