EUROKRISE/Experten uneins über EFSF-Versicherungsplan
FRANKFURT (awp international) – Der Instrumentenkoffer zur Krisenbekämpfung nimmt vor dem EU-Gipfel am kommenden Sonntag Gestalt an: Die Zeichen verdichten sich, dass der Euro-Rettungsfonds EFSF künftig als Anleiheversicherer agieren wird. Ohne die Details zu kennen, reagierten die Finanzmärkte positiv. Unter den Experten gehen die Meinungen dagegen auseinander.
Nachdem die Möglichkeit verworfen wurde, die Effektivität des EFSF mit Banklizenz und Kredithebel aufzurüsten, soll der Fonds nun als Versicherer an den Start gehen. Statt Fremdkapital aufzunehmen, würde die EFSF ihr Geld bei Neuemissionen von Staatsanleihen hochverschuldeter Euro-Staaten einsetzen, um die ersten Verluste bei eventuellen Zahlungsausfällen abzusichern. So sollen private Investoren ermutigt werden, sich wieder stärker am Markt zu engagieren.
Ähnlich wie bei einem Kredithebel läge die Schlagkraft des EFSF auch bei einer Versicherungslösung um ein Vielfaches über seinem eigentlichen Volumen. Sofern der Markt mitspielt, könnte beispielsweise durch eine Ausfallgarantie für die ersten 20 Prozent der Verluste ein 100-Prozent-Investitionsvolumen bei einer Anleihe angeschoben werden. Dies entspräche einem Hebel von fünf.
Laut Commerzbank birgt diese Konstruktion allerdings überwiegend Nachteile. Dadurch, dass nur ein geringer Teil der neu begebenen Anleihen versichert werde, verbleibe für Investoren ein Ausfallrisiko, dass sich nur am Schuldnerland orientiere. «Investoren, die an einen Ausfall glauben, hätten nach wie vor keinen Anreiz in diese Papiere zu investieren», heisst es weiter.
Auch die Royal Bank of Scotland (RBS) kritisierte die Pläne. Es sei zweifelhaft, ob es ausreichen werde, eine erste Verlust-Tranche in Höhe von 20 Prozent zu versichern. Wenn es bei den hochverschuldeten Euro-Ländern zu einem Schuldenschnitt komme, werde dieser wahrscheinlich in einer Grössenordnung erfolgen, die deutlich darüber liegt.
Dagegen sind die Experten der Berenberg Bank der Meinung, die Versicherungslösung liefere endlich die langersehnte «Bazooka», um die Märkte nachhaltig zu beeindrucken. 2 Billionen Euro wären genug, um die Refinanzierung der grossen Sorgenkinder Spanien und Italien zu sichern und ihnen so Zeit zu verschaffen, ihre Haushalte zu konsolidieren. Auch Folker Hellmeyer, Devisenstratege der Bremer Landesbank, kann dem Plan etwas abgewinnen. Der EFSF werde durch konservative Hebeleffekte «intelligent» eingesetzt./hbr/jsl/wiz