FOKUS/Actelion nach Versagen von Tracleer in IPF-Studie massiv unter Druck
Zürich (awp) – Die Aktien der Actelion Ltd sind am Montag im Morgenhandel massiv unter Druck geraten. Marktbeobachter führen die markanten Abgaben auf die vorbörslich publizierte Mitteilung zurück, wonach Tracleer bei idiopathischer pulmonaler Fibrose (IPF) in der Phase-III-Studie BUILD-3 den primären Endpunkt verfehlt hatte. In der Folge hat das Management entschieden, keine weitere Studien mit Tracleer für diese Indikation durchzuführen und setzt nun auf das Nachfolgeprodukt Macitentan. Studienergebnisse für diesen Wirkstoff sollten im zweiten Halbjahr 2011 vorliegen.
Bis um 10.11 Uhr brechen die Actelion-Aktien um 14,2% auf 47,00 CHF ein (bisheriges Tagestief: 44,40 CHF).
Das Actelion-Management selbst hatte grosse Hoffungen auf die zweite Indikation von Tracleer gesetzt. «Das Resultat hat uns natürlich enttäuscht», wird CEO Jean-Paul Clozel in der Mitteilung zitiert. Die Guidance für 2010 bleibt jedoch bestehen. Bei der Vorlage des Jahresabschlusses 2009 Mitte Februar hatte CFO Andrew Oakley in Lokalwährungen (LW) mit einem Umsatzanstieg um «über 10%» mit den bisher auf dem Markt befindlichen Produkten gerechnet. Der non-GAAP-Cash-EBIT soll in LW «ein Wachstum von nahezu 20%» erreichen.
Analysten geben sich enttäuscht über das Scheitern von Tracleer in der Phase-III-Studie. Das Actelion-Management hatte dem Wirkstoff in der zweiten Indikation IPF ähnliches Umsatzpotenzial wie beim pulmonaler arterieller Hypertonie attestiert, mit der 2009 1,5 Mrd CHF umgesetzt wurden.
«Die Daten waren enttäuschend», schreibt denn auch der zuständige Analyst der Credit Suisse in einem Kommentar. Als Konsequenz stuft er die Actelion-Titel auf «Neutral» von «Outperform» zurück und senkt das Kursziel auf 45 CHF von 77 CHF.
Ähnlich klingt es in einem Kommentar der Bank Vontobel. «Unsere ‹Buy›-Empfehlung für Actelion beruhte unter anderem auf positiven Studienergebnissen (BUILD-3). Mit diesem Rückschlag fehlt nun ein wichtiger Faktor für wesentlich höhere Tracleer-Umsatzprognosen», schreibt Andrew C. Weiss. Von der Indikation IPF habe man sich auch einen markanten «Operating Leverage» erhofft. Dennoch werde Actelion nach wie vor als Biopharmaunternehmen, das einen hohen Cashflow generiert, gesehen. Weiss stellt eine Überprüfung des Kursziels und der Empfehlung in Aussicht. Bisher lautete die Empfehlung auf «Buy» (Kursziel: 80 CHF).
Morgan Stanley senkt das Kursziel der Actelion-Aktie infolge des Versagens von Tracleer bei IPF um 11 CHF. Zuvor wurde das Kursziel mit 54 CHF angegeben.
Etwas zurückhaltender gibt sich auch die UBS. Das Institut sei bei den Umsatzschätzungen für die Indikation IPF «vorsichtig» gewesen und habe nur 500 Mio CHF eingesetzt gehabt, heisst es in einem Kommentar. Es wird kurzfristig von einer Überreaktion des Marktes ausgegangen. Der «Fair Value» der Actelion-Aktie wird neu auf 49 CHF veranschlagt.
Allerdings zeigt sich die UBS auch zurückhaltend, was Macitentan als Tracleer-Ersatz bei IPF angeht. Auf der Basis der Wirkungsweise sieht das Institut «keinen Anlass, anzunehmen, dass es einen signifikanten Unterschied bei der Wirkung von Macitentan in IPF» gebe.
Zuversichtlicher äussert sich hingegen der zuständige Analyst von Jefferies International. Das Insitut bewertet die Actelion-Titel weiterhin mit «Buy», hat aber das Kursziel auf 73 CHF gesenkt, was einer Reduktion um rund 20% entspricht. Die unveränderte «Buy»-Empfehlung wird damit begründet, dass erstens Tracleer bei IPF nicht in den Schätzungen des Instituts enthalten gewesen sei. Zweitens werde die Produktpipeline weiterhin unterschätzt und sei im Aktienkurs zu wenig enthalten. Entsprechend wird langfristig orientierten Anlegern zu Käufen in Schwächephasen geraten.
Punkto Aussichten für den Tracleer Ersatz Macitentan gibt sich Jefferies aber ähnlich vorsichtig wie die UBS. «In anbetracht des Ausmasses des Versagens von Tracleer sind wir skeptisch.»
rt/cf