Französischer Autor Michel Houellebecq gewinnt den Prix Goncourt
(Keystone-SDA) Paris – Diesmal ist es gelungen: Der Autor Michel Houellebecq hat mit seinem Werk «La carte et le territoire» (etwa «Die Landkarte und der Landstrich») den lange ersehnten Prix Goncourt gewonnen, den prestigeträchtigsten Literaturpreis Frankreichs.
Dies gab die Jury am Montag bekannt. 1998 hatte das Enfant terrible der französischen Literatur mit seinem Roman «Elementarteilchen» den Preis verpasst, sieben Jahre später fehlte für die Prämierung des Romans «Die Möglichkeit einer Insel» nur eine Stimme.
Diesmal wurde er von der Jury schon im ersten Wahlgang zum Sieger gekürt. Die Entscheidung sei in weniger als zwei Sekunden gefallen, teilte der Sekretär der Académie Goncourt, Didier Decoin, mit.
Mit sieben Stimmen gegen zwei stach Houellebecq Virginie Despentes mit «Apocalypse bébé» aus. Die Autorin, die 1994 in Frankreich mit ihrem Debütroman «Baise-moi» («Fick mich!») bekannt wurde, braucht sich nicht zu grämen: Sie erhielt am Montag den ebenfalls renommierten, gleichzeitig verkündeten «Prix Renaudot».
Triumph des Favoriten
Houellebecq erzählt in seinem neuen Buch, das sich in Frankreich schon über 130’000 Mal verkauft hat, die Geschichte des Künstlers Jed Martin, der seinen Erfolg der Arbeit mit Versatzstücken von Michelin-Landkarten verdankt – daher der Titel des Romans.
Den Text für seinen Ausstellungskatalog möchte Martin von einem «berühmten, weltweit berühmten Schriftsteller» verfassen lassen, wobei er an Michel Houellebecq denkt. Martin ist wie Houellebecq: Ein Einzelgänger, Zyniker und nicht immer sehr umgänglich.
In seinen Arbeiten, zunächst als Fotograf, dann als Maler, kritisiert er die heutige Gesellschaft, das Diktat des Konsums, die Macht des Geldes, überholte Konventionen und Traditionen. Die Geschichte endet mit der Ermordung Houellebecqs, bekommt dadurch den Hauch eines Psychothrillers und trägt autobiografische Züge.
Houellebecq ist erstmals ein Roman gelungen, der auf fast einhellige Lobeshymnen stiess: Von Meisterwerk, Vollendung und literarischer Tiefe war die Rede. In den vergangenen Wochen war er damit immer mehr zum grossen Favoriten der Preisvergabe geworden.