Gildemeister hebt nach Auftragsflut Jahresprognose – Aktie fällt (2.AF)
(Neu: Aufmachung, Aussagen aus dem Interview mit Vorstandschef Kapitza, aktualisierter Aktienkurs.)
BIELEFELD (awp international) – Der Werkzeugmaschinenbauer Gildemeister sieht weiterhin keine Wolken am Konjunkturhimmel. «Bei uns läuft das Geschäft noch auf vollen Touren», sagte Vorstandschef Rüdiger Kapitza am Dienstag nach der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Nach einem überraschend hohen Auftragseingang für die Werkzeugmaschinen hoben die Ostwestfalen ihre Jahresprognose für die Bestellungen um 100 Millionen auf 1,8 Milliarden Euro an. Beim operativen Gewinn (Ebit) will der unter Vollast laufende Konzern in diesem Jahr die 100 Millionen-Euro-Marke knacken.
An der Börse half das am Mittag alles nichts. Mit einem Abschlag von 0,51 Prozent zählten die im MDax notierten Aktien in einem schwachem Markt aber immer noch zu den besseren Werten. Börsianer begrüssten zwar das unerwartet starke Plus bei den Auftragseingängen, monierten zugleich aber, dass die restlichen Zahlen wenig beeindruckend ausgefallen seien.
Für den Umsatz liegt die aktuelle Prognose weiterhin bei mehr als 1,6 Milliarden Euro. «Ich denke, dass wir in Richtung 1,7 Milliarden marschieren», sagte Kapitza. «Ich kann aber noch keine genauere Zahl sagen, weil 50 bis 60 Millionen vom Umsatz auch durch das Energy Solutions Geschäft beeinflusst werden.» Abrechnungsbedingt könnten hier Umsätze in das nächste Geschäftsjahr fallen.
Von den drei Segmenten verbuchten traditionell die Werkzeugmaschinen den Grossteil der neuen Aufträge und Umsätze. Den entscheidenden Gewinnbeitrag lieferte indes das margenstarke Servicegeschäft. Die Bielefelder sehen beim Service weiteres Potenzial und verstärken deshalb das Vertriebs- und Servicepersonal. Schwerpunkte liegen in Indien und China.
Im relativ neuen Geschäft mit Windkraftkomponenten, Solartechnik und Energiespeicherung stieg zwar der Umsatz, wegen begrenzter Kapazitäten kann Gildemeister aber hier weiter nur wenig neue Bestellungen in die Bücher nehmen. Ab dem laufenden Quartal will der Konzern aber wieder Aufträge für Grossprojekte annehmen. Forschung und Entwicklung und Ausgaben für das Erschliessen neuer Zielgruppen drückten das noch junge Geschäft aktuell aber erstmal tiefer in die roten Zahlen.
Am Dienstag wurde zudem bekannt, dass Gildemeister seinen Anteil am japanischen Kooperationspartner Mori Seiki auf 5,1 Prozent aufgestockt hat. Damit sind die Deutschen grösster Einzelaktionär bei den Japanern. Die halten ihrerseits 20,1 Prozent an Gildemeister. Zuletzt bündelten die beiden ihren Vertrieb und Service in Europa.
Im Konzern sprang der für Maschinenbauer wichtige Auftragseingang zwischen April und Juni um mehr als die Hälfte auf 525,7 Millionen Euro und trieb den Auftragsbestand auf 769,1 Millionen Euro. Der Umsatz legte mit 40 Prozent auf 397,2 Millionen Euro ebenfalls kräftig zu. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) schnellte von 1,8 Millionen Euro vor einem Jahr auf 22,1 Millionen nach oben. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 1,2 Millionen Euro, nach einem Verlust von 4,3 Millionen Euro vor einem Jahr./stb/jha/tw