Iran spricht über Nabucco-Gaslieferungen
TEHERAN/ISTANBUL (awp international) – Der Iran lotet ungeachtet des Atomstreits Möglichkeiten für Gaslieferungen über die geplante Nabucco-Pipeline nach Europa aus. Es gebe inoffizielle Gespräche mit mehreren europäischen Energieunternehmen, sagte der iranische Gasmanager Resa Kaseisadeh am Samstag der iranischen Nachrichtenagentur Mehr. Angaben zu den Firmen machte er nicht. Der Iran verfügt nach Russland über die zweitgrössten bekannten Gasvorkommen der Welt.
Unterdessen bekräftigte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Wochenende seine Kritik an Sanktionen gegen den Iran. Erdogan habe diese als arrogant bezeichnet, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Staaten, die selber über Atomwaffen verfügten, verlangten vom Iran einen Verzicht auf sein Atomprogramm.
TÜRKEI FÜR BETEILIGUNG DES IRANS
Wegen Widerstand der USA und Handelssanktionen ist der Iran von dem Nabucco-Projekt bisher ausgeschlossen. Für eine Beteiligung des Irans macht sich vor allem das Nachbarland Türkei stark, das bereits eine verstärkte Zusammenarbeit angekündigt hat.
Für die Pipeline, die von 2014 an Erdgas aus dem Kaspischen Raum durch die Türkei nach Europa transportieren soll, sind Kosten von 7,9 Milliarden Euro veranschlagt. Die Leitung soll Europa unabhängiger von Importen aus Russland machen. An dem Projekt ist unter anderem der deutsche Energiekonzern RWE beteiligt.
GAZPROM UND ENI PLANEN EIGENE PIPELINE
Über die 3.300 Kilometer lange Pipeline soll unter Umgehung Russlands Erdgas etwa aus Aserbaidschan, Kasachstan oder Turkmenistan quer durch die Türkei über Bulgarien, Rumänien und Ungarn zunächst bis nach Österreich gebracht werden. Ein Konsortium von Unternehmen aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Türkei plant die von der EU unterstützte Pipeline.
Russlands Gasriese Gazprom plant zusammen mit der italienischen Eni eine eigene Pipeline, die durch das Schwarze Meer führt (South Stream). Russland kritisiert das Nabucco-Projekt seit Jahren und bemüht sich selber um Vereinbarungen mit Förderländern, um das Gas über South Stream liefern zu lassen./fm/cn/DP/he