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Literaturnobelpreis für schwedischen Lyriker Tomas Tranströmer

(Keystone-SDA) Der Nobelpreis für Literatur 2011 geht an Tomas Tranströmer. Der schwedische Lyriker wurde für seine Werke über die Geheimnisse des menschlichen Geistes ausgezeichnet, die ihm den Ruf eines der wichtigsten zeitgenössischen skandinavischen Autoren eingebracht haben.

«Durch seine dichten, erhellenden Bilder verschafft er uns einen neuen Zugang zur Wirklichkeit», hiess es in der Begründung der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften am Donnerstag in Stockholm.

Mit der Schweiz verbunden

Tranströmer, der 1990 einen Schlaganfall erlitten hatte, durch den er halbseitig gelähmt und sprechbehindert ist, veröffentlichte zuletzt 2004 die Gedichtsammlung «Das Grosse Rätsel».

Seit Jahren galt Tranströmer als einer der möglichen Anwärter auf den mit zehn Millionen Kronen (1,3 Millionen Franken) dotierten Literaturnobelpreis. Schwedische Journalisten hatten deshalb alljährlich am Tag der Bekanntgabe vor seiner Wohnung in Stockholm Stellung bezogen.

Auch wissenschaftlich an der Seele interessiert

Zu Tranströmers bekanntesten Werken zählen «Klanger och spår» (Klänge und Spuren, 1966) und «Östersjöar» (Ostseen, 1974). Auf deutsch sind unter anderem der Gedichtband «Für Lebende und Tote» und die Memoiren «Die Erinnerungen sehen mich» erschienen.

Tomas Tranströmer wurde am 15. April 1931 als Sohn einer Volksschullehrerin und eines Journalisten in Stockholm geboren. Er studierte Literaturgeschichte und Poetik, Religionsgeschichte und Psychologie an der Uni Stockholm. Zu dieser Zeit veröffentlichte er auch seine ersten Gedichte in verschiedenen Zeitschriften.

1954 erschien die erste Gedichtsammlung, eines der meistbeachteten Debüts des Jahrzehnts. Dennoch sollte es noch fast drei Jahrzehnte dauern, ehe die Kritik auch international auf Tranströmer aufmerksam wurde.

«Poet, den alle lieben»

1958 heiratete Tranströmer Monica Bladh, mit der er bis heute in Stockholm lebt. Mit den folgenden Gedichtsammlungen Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre festigte er bei Kritik und Leserschaft den Ruf als einer der bedeutendsten Lyriker seiner Generation.

Zu dieser Zeit arbeitete Tranströmer zunächst als Anstaltspsychologe für jugendliche Strafgefangene. Von 1966 bis zu seinem ersten Schlaganfall war er halbtags als Berufsberater in verschiedenen Arbeitsämtern tätig. Robert Bly machte den Dichter schliesslich in den USA bekannt.

Heute liegen Texte von Tranströmer in über sechzig Sprachen vor. Heute zieht Tranströmers Genie niemand mehr in Zweifel. Laut Schwedens grösster Zeitung «Aftonbladet» ist er der «Poet, den alle lieben».

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