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Merck KGaA sieht Erholung im Chemiegeschäft – Ergebnis unter Vorjahr (AF)

DARMSTADT (awp international) – Beim Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck hat sich im dritten Quartal die bereits zum Halbjahr abzeichnende Erholung im Chemiegeschäft weiter fortgesetzt. «Die Zahlen des dritten Quartals zeigen eine Verbesserung zum ersten Halbjahr 2009. Sogar in unserem Chemiegeschäft, das deutlich durch die Wirtschaftskrise beeinträchtigt war, sehen wir einen klaren Erholungstrend», sagte Karl-Ludwig Kley, Vorsitzender der Geschäftsleitung des Dax-Konzerns , am Montag bei Vorlage der Bilanz für die ersten neun Monate. Ungeachtet der gestiegenen Nachfrage nach seinen Kernmedikamenten und der Erholung bei den lukrativen Flüssigkristallen, die das Chemiegeschäft massgeblich prägen, verbuchte der Konzern im dritten Jahresviertel wie erwartet einen weiteren Ergebnisrückgang. Vorbörslich gab der Merck-Kurs leicht nach.
Das operative Ergebnis sank um 28,2 Prozent auf 222,2 Millionen Euro. Damit traf Merck fast genau die Erwartungen der von dpa-AFX befragten Analysten, die mit einem Rückgang auf 229 Millionen Euro gerechnet hatten. Wie bereits im zweiten Quartal waren vor allem höhere Marketing- und Vertriebskosten für die Einführung neuer Medikamente für den Rückgang verantwortlich. Unter dem Strich wies Merck einen Gewinnrückgang auf 148,1 Millionen Euro (VJ: 202,4) aus. Der Umsatz stagnierte mit 1,943 Milliarden Euro (VJ: 1,89) fast auf Vorjahresniveau.
Konzernchef Kley gab sich zuversichtlich und sieht deutlich Anzeichen dafür, dass sich die Wirtschaft von der Krise zu erholen scheint: «Wir können nun mit Zuversicht sagen, dass Merck liefern wird, was wir zu einem früheren Zeitpunkt dieses Jahres versprochen haben.» Der Umsatz für die Gruppe soll mit zwei Prozent am unteren Ende der im Juli genannten Spanne von null bis plus fünf Prozent zulegen.
Für die grösste Sparte Merck Serono, die mit den beiden wichtigsten Medikamenten Rebif (Multiple Sklerose) und dem Krebsmittel Erbitux fast 70 Prozent zu den Gesamterlösen der Merck-Gruppe beisteuert, wird ein Erlöswachstum um sechs Prozent in Aussicht gestellt. Im Juli hatte Merck für Merck Serono ein Wachstum von sechs bis neun Prozent angepeilt. Einen Ausblick auf 2010 gab Kley zum derzeitigen Zeitpunkt nicht. Während Rebif um 13 Prozent auf 381 Millionen Euro zulegte, verbuchte Erbitux ein Wachstum von 33 Prozent auf 177 Millionen Euro, womit beide die durchschnittlichen Markterwartungen trafen.
Ein Rückschlag für den Kassenschlager Erbitux hatte die Quartalszahlen für die ersten sechs Monate überschattet. Ein Ausschuss der europäischen Zulassungsbehörde EMEA hatte sich überraschend gegen den Einsatz des Präparats bei fortgeschrittenem Lungenkrebs ausgesprochen. Erbitux ist nach Rebif das zweitwichtigste Medikament des Traditionskonzerns und soll das Wachstum der Gesellschaft in den kommenden Jahren massgeblich prägen. Das Mittel ist bereits zur Behandlung von Darm- und Kopf-Hals-Tumoren zugelassen. Merck hat gegen die Entscheidung des Ausschusses Einspruch eingelegt und rechnet spätestens im Frühjahr 2010 mit einer Antwort. Unternehmenschef Kley will mit Erbitux auch ohne die Anwendung bei Lungenkrebs einen Blockbuster-Umsatz – also Erlöse in Milliardenhöhe – verbuchen. Wann das sein werde, liess er zuletzt allerdings offen.
Im Geschäft mit Flüssigkristallen übertraf Merck mit Erlösen von 211 Millionen Euro im Quartal erstmals seit einem Jahr wieder die 200-Millionen-Euro-Marke. Allerdings liegen die Erlöse noch 12 Prozent unter dem Vorjahresquartal. Merck hatte bei den lukrativen Flüssigkristallen (Liquid Crystals) im November 2008 einen massiven Einbruch erlitten, weil die TV-Hersteller wegen der weltweiten Finanzkrise nicht mehr geordert und erst die Lager abgebaut hatten. Dieser Lagerabbau scheint nun beendet. Bei der vielbeachteten LC-Marge verbuchten die Darmstädter einen Anstieg auf rund 34 Prozent, was zwar unter dem Vorjahr (47 Prozent) aber klar über dem Einbruch im Auftaktquartal 2009 mit rund 10 Prozent liegt. Flüssigkristalle werden in Flachbildschirmen, Handys und Notebooks eingesetzt. Die schwache Nachfrage im Chemiegeschäft hatte den Merck-Gewinn bereits in den beiden Vorquartalen einbrechen lassen./ep/tw

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