News Corp will BSkyB ganz - Preisvorstellungen noch auseinander (AF)
LONDON (awp international) - US-Medienmogul Rupert Murdoch will den britischen Pay-TV-Anbieter British Sky Broadcasting (BSkyB) komplett übernehmen und damit seinen Einfluss auf Europa ausbauen. Der Sender signalisierte zwar grundsätzlich Zustimmung, allerdings liegen die Preisvorstellungen noch auseinander. Murdochs Unternehmen News Corporation bietet bislang 700 Pence je Aktie, British Sky Broadcasting (BSkyB) fordert 800 Pence, wie die Unternehmen am Dienstag in London mitteilten. News Corp ist bereits seit gut 20 Jahren grösster Aktionär von BSkyB und hält derzeit 39,1 Prozent der Anteile.
Beide Seiten vereinbarten eine Zusammenarbeit, um das Geschäft zu vereinfachen. Die Vereinbarung gilt bis zu zwei Monate nach einer Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden und maximal bis Ende 2011. Solange hat sich News Corp verpflichtet, auf eine feindliche Übernahme etwa durch den Kauf von Aktien an der Börse zu verzichten.
AKTIEN LEGEN KRÄFTIG ZU
Das bisherige Gesamtangebot von News Corp bemisst den Gesamtwert des profitablen Bezahlfernsehsenders auf 12,8 Milliarden Pfund (15,4 Mrd Euro). Das sind gut 2 Milliarden Pfund mehr als der Börsenwert am Montagabend. Es handelt sich den Angaben zufolge nicht um ein bindendes Angebot. News Corp könne es jederzeit zurückziehen. Die BSkyB-Aktie legte am Dienstag zur Börseneröffnung gut 20 Prozent auf 722 Pence zu. Ursprünglich hatte News Corp den anderen Aktionären lediglich 675 Pence bieten wollen, stockte dann aber die Offerte nach Gesprächen mit BSkyB auf.
"Wir glauben, dass nun die richtige Zeit ist, BSkyB zu einem vollständigen Mitglied von News Corp zu machen", sagte News Corp-Vizeverwaltungsratschef Chase Carey. Die Komplettübernahme würde das Geschäft des Konzerns regional breiter machen und die Abhängigkeit von der zyklischen Werbeeinnahmen reduzieren. Zu Murdochs Medienkonglomerat gehören unter anderem die US-Senderkette Fox, das Filmstudio Twentieth Century Fox sowie Zeitungen wie das "Wall Street Journal" in den USA und das britische Boulevardblatt "The Sun".
BSKYB IST PROFITABEL
Spekulationen über eine Komplett-Übernahme gibt es schon seit langem, zumal News Corp rund 8,2 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante hat. Bezahlfernsehen ist in Grossbritannien anders als in Deutschland eine Erfolgsgeschichte. Allein in den ersten neun Monaten des bis Ende Juni laufenden Geschäftsjahres 2009/10 machte das Unternehmen einen operativen Gewinn von 645 Millionen Pfund. Ende März hatte der Sender knapp 10 Millionen Abonnenten. Zum Vergleich: Sky Deutschland hat bei einer deutlich höheren Einwohnerzahl lediglich 2,5 Millionen Kunden.
Marktstratege David Buik von BGC Partners bezeichnete Murdochs Offerte als verständlich. Die 39 Prozent hätten ihm nicht mehr gereicht, nachdem BSkyB seine Beteiligung am Privatsender ITV hatte reduzieren müssen. Das ursprüngliche Angebot von 675 Pence je Aktie sei von Anfang an unangemessen oder geradezu lächerlich gewesen, erklärte der Experte weiter. Allgemein werde auch davon ausgegangen, dass der endgültige Preis näher bei 800 als bei den zuletzt gebotenen 700 Pence liegen werde.
HOFFNUNG AUCH FÜR SKY DEUTSCHLAND?
Die Ankündigung zur Komplettübernahme von BSkyB liess auch Hoffnungen von Anlegern wachsen, Murdoch könnte einen ähnlichen Schritt Sky Deutschland planen. Deshalb legten auch die Aktien des defizitären Bundesliga-Senders, an dem News Corp zu 45 Prozent beteiligt ist, gut 10 Prozent zu. "Wenn Murdoch den einen Sender komplett kaufen will, wird eben spekuliert, dass er das auch mit Sky Deutschland vorhaben könnte", sagte Analyst Andreas Heinold von der Landesbank Baden-Württemberg.
Vor wenigen Tagen hatte News Corp den Kauf des Konkurrenten Virgin Media endgültig geklärt. Am Montag teilte das Unternehmen zudem mit, vom US-Medienkonzern Hearst Corporation die E-Reading-Plattform Skiff zu übernehmen. Sie liefert Inhalte für mobile Kommunikationsgeräte. Gleichzeitig will Murdoch in das Unternehmen Journalism Online investieren, das die Technik für Einnahmen von Online-Lesern bereitstellt. Der Umfang der beiden Geschäfte wurde nicht bekanntgegeben.
Die News Corporation zählt zu den grössten Medienkonzernen der Welt. Sie hatte Ende März ein Gesamtkapital von rund 55 Milliarden Dollar (derzeit 45 Mrd Euro) und jährliche Gesamteinnahmen von rund 32 Milliarden Dollar./nl/ne