Pleite von US-Finanzfirma MF Global schlägt hohe Wellen
(Keystone-SDA) Die Pleite des US-Brokerhauses MF Global hat am Dienstag in der Finanzbranche weltweit Wellen geschlagen. Vor allem auf den Rohstoffmärkten führte die erste Insolvenz einer grossen US-Finanzfirma aufgrund der Euro-Schuldenkrise zu erheblicher Verunsicherung.
Der Handel mit Termingeschäften bei Gold, Rohöl und Getreide kühlte deutlich ab. Für Aufregung sorgte auch die Nachricht, das Brokerhaus vermisse Kundengelder in beträchtlicher Höhe.
Die britische Finanzbehörde teilte am Montagabend mit, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sei für den Londoner Ableger von MF Global zum Verwalter ernannt worden, um «eine schnelle Rückkehr von Kundenvermögen» zu ermöglichen.
700 Millionen vermisst
Die «New York Times» berichtete unter Berufung auf mehrere mit der Sache vertraute Personen, die Firma vermisse Kundengelder in Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar. US-Aufsichtsbehörden hätten das Fehlen der Gelder in den vergangenen Tagen bemerkt. Nach zunächst 1 Mrd. Dollar, würden nun noch rund 700 Mio. vermisst.
Die Insider gehen dem Bericht zufolge davon aus, dass während des Insolvenzverfahrens weitere Gelder wieder auftauchen werden. Die US-Behörden prüften, ob die Firma zuletzt Kundengelder für eigene Geschäfte verwendet habe.
In Mitleidenschaft gezogen wurde am Dienstag vor allem der Terminhandel mit Gas und Rohöl, wo MF Global vor allem engagiert war. Die Rohstoffbörsen London Metal Exchange (LME) und Chicago Mercantile Exchange (CME) teilten mit, MF Global mit sofortiger Wirkung vom Handel auszuschliessen. In Australien wurde als Folge sogar der Handel mit Getreide-Termingeschäften ausgesetzt.
Verstärkt auf Schuldpapiere gesetzt
Zu Fall gebracht hat MF Global die Euro-Schuldenkrise. Unter der Führung des früheren Goldman-Sachs-Chefs Jon Corzine war die 200 Jahre alte Firma in immer riskantere Handelsgeschäfte eingestiegen und hatte zuletzt verstärkt auf Schuldpapiere aus Italien, Portugal und Spanien gesetzt.
Als auch Verkaufsverhandlungen mit dem Rivalen Interactive Brokers Group scheiterten, sah das Traditionshaus keinen anderen Ausweg mehr und beantragte bei einem Gericht in Manhattan Gläubigerschutz. Damit gehört MF Global nach Vermögenswerten zu den zehn grössten Insolvenzen in der Geschichte der USA.