POLITIK/Freihandelsabkommen zwischen EU und Südkorea in Kraft
SEOUL (awp international) – Ein weitreichendes Freihandelsabkommen zwischen der EU und Südkorea ist am Freitag vorläufig in Kraft getreten. Es ist das erste Abkommen über die Liberalisierung des Handels, das die Europäische Union je mit einem asiatischen Land geschlossen hat. Das Abkommen werde «neue Gelegenheiten für den Handel und Investitionen» für beide Seiten bieten, teilte das Aussen- und Handelsministerium in Seoul mit.
«Dieses Freihandelsabkommen ist das ehrgeizigste Handelsabkommen, das von der EU je geschlossen wurde und dürfte einen Wendepunkt in unseren Handelsbeziehungen mit Asien markieren», hatte EU-Handelskommissar Karel De Gucht am Donnerstag in Brüssel gesagt. Nach den Worten des Leiters der EU-Delegation in Seoul, Tomasz Kozlowski, kann das Abkommen mit Südkorea als Vorbild für weitere Freihandelspakte mit Ländern in Asien dienen.
Innerhalb der kommenden fünf Jahre werden mehr als 98 Prozent der bilateralen Schutzzölle wegfallen. Nach der Übergangszeit sollen die Zölle für nahezu alle Produkte aufgehoben sein – einige Ausnahmen bleiben zum Beispiel im Agrarsektor, etwa bei Reis.
Die Verhandlungen für das Abkommen hatten im April 2007 begonnen. Das Europaparlament hatte es im Februar, die Nationalversammlung in Seoul im Mai gebilligt. Es tritt erst vorläufig in Kraft, da noch einige EU-Mitgliedsstaaten das Abkommen ratifizieren müssen. Das Verfahren hat aber keine Auswirkung auf dessen Anwendung.
Nach Schätzungen des staatlichen Korea-Instituts für Internationale Wirtschaftspolitik (KIEP) kann sich der Handel zwischen Südkorea und der EU durch das Abkommen längerfristig um bis zu 20 Prozent erhöhen. Nach Angaben der Europäischen Kommission belief sich das bilaterale Handelsvolumen im vergangenen Jahr auf 66,56 Milliarden Euro, nach 56,55 Milliarden Euro 2009.
Für die EU ist Südkorea der neuntgrösste Handelspartner. Die EU ist für Südkorea der zweitwichtigste Handelspartner nach China. Durch den Pakt mit der EU dürfte sich der Druck auf die USA erhöhen, ein bereits geschlossenes Freihandelsabkommen mit Südkorea zu ratifizieren. /dg/DP/jsl