PRESSE/Weitere BASF-Mitarbeiter unter Korruptionsverdacht
LUDWIGSHAFEN (awp international) – Der Korruptionsverdacht beim Chemiekonzern BASF und einer Partnerfirma weitet sich aus: Inzwischen gebe es mindestens ein Dutzend Beschuldigte in beiden Firmen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt in Kaiserslautern, Helmut Bleh, am Donnerstag und bestätigte damit einen Bericht der Tageszeitung «Die Rheinpfalz». Die BASF-Mitarbeiter sollen bei Auftragsvergaben von der Montagefirma aus Südhessen «geschmiert» worden sein. Im Gegenzug soll die unter anderem mit Gerüstmontage- und Rohrleitungsarbeiten beauftragte Firma Leistungen doppelt abgerechnet haben.
Als der Fall Mitte Januar publik wurde, war nur von Ermittlungen gegen einen BASF-Ingenieur und vier Mitarbeiter der Montagefirma die Rede. Auch der bislang auf mindestens 400 000 Euro geschätzte Schaden weitet sich aus: «Eine Million Euro dürfte die Mindestsumme sein», sagte Bleh. «Das wird sich noch erhöhen.» Nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwalts hat ein Subunternehmer der hessischen Firma die Vorwürfe gestanden.
Ein BASF-Sprecher bestätigte Angaben der «Rheinpfalz», wonach die Ermittler der Konzernzentrale wegen der Affäre auch die BASF- Standorte Schwarzheide (Brandenburg) und Antwerpen unter die Lupe nehmen. Die Fremdfirma sei auch dort im Einsatz gewesen, ebenso wie der Ingenieur, dem inzwischen fristlos gekündigt wurde. Er soll laut Zeitung mit den anderen BASF-Mitarbeitern «eine Art Korruptionsnetzwerk» im Stammwerk betrieben haben. Inzwischen habe die BASF alle Verträge mit der Firma gekündigt. Die BASF war durch interne Kontrollen hinter die Machenschaften gekommen.
Bleh sagte, die Montagefirma habe bei Ausschreibungen immer preisgünstige Angebote abgegeben. «Es sieht so aus, dass sie damit nicht auf ihre Kosten kam.» Deshalb habe sie die Kosten in anderen Rechnungen – etwa für Reparaturen – untergebracht, «die nun mühselig geprüft werden müssen». Die Firma hatte nach Angaben des BASF- Sprechers zehn Jahre für das Chemieunternehmen gearbeitet. Der bislang ermittelte Schaden von einer Million Euro beziehe sich nur auf ein Jahr, sagte Bleh. Wie hoch er tatsächlich ist, sei «nach oben offen». Ermittelt wird wegen Betrugs und Bestechlichkeit sowie Bestechung im Geschäftsverkehr.
Der BASF-Sprecher sagte, die internen Ermittlungen des Unternehmens beträfen sechs BASF-Mitarbeiter. Einem von ihnen, dem Ingenieur, sei bereits fristlos gekündigt worden, vier weitere wurden am 21. Januar freigestellt, als die Polizei ihre Arbeitsplätze unter die Lupe nahm. Bei zwei von ihnen wolle die BASF nun ebenfalls eine fristlose Kündigung aussprechen, «bei den beiden anderen prüfen wir personalrechtliche Konsequenzen». Bei einem sechsten Mitarbeiter werde wegen eines Anfangsverdachts ermittelt. Neun Mitarbeiter der Montagefirma haben Werksverbot.
Zu Ausführungen der Zeitung, es gebe «Anhaltspunkte», dass der Preisdruck der BASF auf Fremdfirmen der Nährboden für das Betrugs- und Schmiergeldsystem war, sagte der Sprecher: «Ich kann das hier nicht erkennen.» Die Einkaufsprozesse der BASF seien sehr transparent, und jeder könne entscheiden, ob er ein Angebot abgebe oder nicht. Man dürfe die Vorwürfe nicht umdrehen: «Hier sind es einige Kriminelle gewesen, die Leistungen mehrfach abgerechnet haben.»
Im Werk gebe es etwa 1.700 Fremdfirmen, die Mitarbeiter seien «ehrliche Menschen», ebenso wie die übrigen BASF-Mitarbeiter. «Ich sehe 33.000 Aniliner (BASF-Beschäftigte), die ehrlich sind, und einige wenige Kriminelle, die versucht haben, sich auf illegalem Weg zu bereichern.»/jr/DP/she