PRESSESCHAU vom Wochenende 23 (12./13. Juni)
Zürich (awp) – Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:
UBS: Bei der Grossbank haben offenbar ehemalige Führungskräfte Vermögen an ihre Ehefrauen übertragen, teils in zeitlichem Zusammenhang mit Ermittlungen im Zuge der US-Steueraffäre. Bei Marcel Rohner, dem früheren CEO der UBS, fand der Handwechsel demnach am 20. November 2008 statt – eine Woche nachdem die US-Anklage gegen einen Mitarbeiter bekannt wurde, schreibt der «Tagesanzeiger» in seiner Samstagsausgabe. Stephan Haeringer, seinerzeit Vizepräsident des UBS-Verwaltungsrates, habe eine Liegenschaft am 8. Februar 2008 an seine Frau überschrieben, heisst es weiter. Sowohl Rohner als auch Haeringer dementierten gegenüber dem Blatt einen zeitlichen Zusammenhang. Bei Ex-Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel habe es ebenfalls eine Eigentumsübertragung gegeben. Das Basler Restaurant Schnabel gehört seit 1. Juni 2010 der Sitex Properties AG, Verwaltungsratspräsidentin ist Ehefrau Adriana Ospel-Bodmer. (TA, S. 1/33)
Panalpina: Die Korruptionsaffäre in Nigeria kostet den Logistikkonzern insgesamt rund 300 Mio CHF. Dies sagte Unternehmenschefin Monika Ribar im Interview mit der Zeitung «Sonntag». In diesem Betrag ist der entgangene Gewinn einkalkuliert. Bereits im April hatte der weltweit drittgrösste Logistikkonzern mitgeteilt, dass er mit Bussen, anderweitigen Zahlungen und Rechtskosten von 120 Mio CHF rechnet. Das US-Justizdepartement hatte Mitte 2007 gegen Panalpina eine Untersuchung eingeleitet. Ende 2009 haben sich die Parteien auf einen Vergleich geeinigt. «Letztlich ist es eine Abwägungssache», sagt dazu Monika Ribar im Interview. «Die grosse Frage ist, wie lange Sie ein Unternehmen mit einem Fall wie diesem belasten wollen». (Sonntag; siehe sep. Meldung)
Bucher Industries: Innerhalb der Sparten der Bucher Industries AG zeichnet sich eine uneinheitliche Tendenz ab. «Die Entwicklung der verschiedenen Sparten verläuft unterschiedlich», sagte CEO Philip Mosimann in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft». In der grössten Sparte, Kuhn Landmaschinen, setze sich die Erholung in den USA fort, während sich für Europa abzeichne, dass der Tiefpunkt im Sommer überwunden werden könnte. «In Europa ist das Investitionsverhalten noch immer zurückhaltend. In der stark auf Europa ausgerichteten Sparte Municipal mit den Strassenkehrfahrzeugen spüren wir die Staatsschuldenkrise nicht – oder noch nicht», so Mosimann. Der «überaus starke Trend» des ersten Quartals setzt sich gemäss dem Bucher-Chef im Hydraulik-Geschäft fort, auch wenn die Wachstumsraten wegen des Basiseffekt im Jahresverlauf zurückgehen dürften. «Ein Zuwachs von 10 bis 20% Ende Jahr wäre immer noch schön.» (FuW, S. 1)
SIX-Group: Nach Ansicht des Chefs der SIX Group AG, Urs Rüegsegger, muss der ausserbörsliche Handel reformiert werden. Er sei davon 100-prozentig überzeugt, sagte er im Gespräch mit der «SonntagsZeitung». «Wir können die Finanzkrise nicht einfach abhaken, ohne an gewissen Orten regulatorisch anzusetzen.» Das Problem seien nicht nur die Credit Default Swaps, sondern vor allem auch Interest Rate Swaps, die einen noch viel grösseren Markt bildeten, hiess es weiter. Er sage das aus Überzeugung, allerdings ohne die wirtschaftlichen Interessen der Börsenbetreiberin zu verhehlen, betonte der CEO. (SoZ, S. 57; siehe sep. Meldung))
CH/UBS: Nationalrat Johann Niklaus Schneider-Ammann (FDP/BE) ist überzeugt, dass das Vertrauen in die UBS nur über eine umfassende Untersuchung der internen Vorgänge wiederhergestellt werden kann. «Jede Bank, auch die UBS, lebt vom Vertrauen. Dieses kann man nicht einfordern. Räumt die UBS nicht aus eigenem Antrieb auf und sorgt für Transparenz und Remedur, entzieht sie sich noch auf lange Zeit dem angeschlagenen Renommee nicht», sagte der Nationalrat im Interview mit der «Finanz und Wirtschaft». Bei der Frage, ob es dazu eine parlamentarische Untersuchungskommission PUK braucht, sei der Nationalrat «gespalten». Eigentlich brauche es die PUK zum zusätzlichen Sichten und Erkennen von Fakten nicht, sofern es stimme, dass die GPK alle Informationen, die verlangt wurden, in voller Transparenz erhalten habe.
Auch Nationalrat Ruedi Noser (FDP/ZH) fordert eine interne Aufarbeitung der Vorgänge rund um die Rettung der Bank und die Verletzungen des amerikanischen Steuerrechts. Dies müsse notfalls mit Hilfe einer Klage erreicht werden. «Die Öffentlichkeit … hat ein Recht zu erfahren, was von 2000 bis 2008 passiert ist», erklärte Noser gegenüber der «SonntagsZeitung». Weiter verlangt Noser einer bessere Regulierung des Finanzplatzes, auch im Hinblick auf die Debatte um die Boni-Steuer. «Der Regulator muss verlangen, dass die Gewinne auch denen zustehen, die die Verlustrisiken tragen». Dies seien klar die Aktionäre, welche in letzter Zeit aber weniger als die Hälfte der erzielten Gewinne erhalten hätten. (FuW; SoZ; siehe sep. Meldung)
CH/CS: Der Vizepräsident der Credit Suisse soll einem russisch-schweizerischen Wirtschaftsrat vorstehen. Die Grossbank bestätigte gegenüber der SDA Presseberichte vom Sonntag, wonach Urs Rohner eine Anfrage des Bundes und des Wirtschaftsdachverbands economiesuisse erhalten habe. Mit einem sogenannten «Business Council» wollen Wirtschaftsvertreter aus Russland und der Schweiz ihre Beziehungen stärken. Die Absichtserklärung hierzu geht gemäss Medienberichten zurück auf den Staatsbesuch des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew in der Schweiz im vergangenen September. Am kommenden Economic Forum in St. Petersburg sollen diese Pläne gemäss «NZZ am Sonntag», «Sonntagsblick» und «SonntagsZeitung» nun konkretisiert werden. (NZZaS; Sonntagsblick; SoZ; siehe sep. Meldung)
CH/Steuerstreit-EU: Im Steuerdialog mit der Schweiz eröffnet die EU eine zweite Front. Am Dienstag hatten die EU-Finanzminister grünes Licht für Gespräche mit der Schweiz gegeben über den EU-Verhaltenskodex für die Unternehmensbesteuerung. Am Samstag skizzierte der EU-Steuerkommissar ein mögliches Vorgehen. «Als erstes möchten wir mit der Schweiz einen möglichen Anschluss an den EU-Verhaltenskodex diskutieren», sagte Algirdas Semeta gegenüber der «Tagesschau» von Schweizer Fernsehen SF. «Und dann sollte selbstverständlich das Schweizer Steuersystem angeschaut werden, um zu sehen, ob es tatsächlich solche schädlichen Steuerpraktiken gibt.» Als schädliche Steuerpraktiken gälten unter anderem intransparente Systeme oder die Bevorzugung ausländischer Unternehmen gegenüber inländischen. Semeta betonte im Interview, dass es im Zusammenhang mit der Schweiz aber nicht um spezifische Fälle schädlicher Praktiken gehe. (SF Schweizer Fernsehen; siehe sep. Meldung)
CH/Steuerstreit-Brasilien: Die Schweiz steht erneut auf einer schwarzen Liste. Dieses Mal ist es die brasilianische Regierung, welche die Schweiz zur Steueroase erklärt. Das Eidg. Finanzdepartement EFD bestätigte gegenüber der SDA entsprechende Informationen der «NZZ am Sonntag». Der Entscheid Brasiliens steht offenbar in Zusammenhang mit den Verhandlungen im Parlament um den UBS-Staatsvertrag. Gemäss der Zeitung «Estado do São Paulo» hatte die brasilianische Steuerbehörde die Schweiz zusammen mit 13 anderen Ländern wegen zu tiefer Unternehmensbesteuerung und dem geltendem «Bank- und Geschäftsgeheimnis» auf die schwarze Liste gesetzt. Gemäss «NZZaS» deuten die brasilianischen Behörden das Gezerre um den Staatsvertrag als Zeichen dafür, dass die Schweiz wenig Interesse zeige, bei Steuerbetrug mit den betroffenen Ländern zu kooperieren. (NZZaS, S. 9; siehe sep. Meldung)
CH/Frankenaufwertung: Die Schweizer Nationalbank (SNB) sitzt auf einem Buchverlust von 6 Mrd CHF, weil sie versucht hatte, die Frankenaufwertung gegenüber dem Euro zu bremsen. Niklaus Blattner, ehemaliger Vizepräsident des SNB-Direktoriums, verteidigt jedoch die Strategie der Nationalbank. «Es ist kaum vorstellbar, dass die EU den Euro fallen lässt … Der Euro bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit, er wird nach einer gewissen Zeit wieder stark und stabil sein», erklärte Blattner im Interview mit der Zeitung «Sonntag». Sowieso sei fest zu halten, dass eine dauernde, leichte Aufwertung des Frankens in der Geschichte nichts Besonderes sei, so Blattner weiter. Dies sei vor allem bedingt durch die höhere Produktivität und die tiefere Inflation in der Schweiz. Bedrohlich sei demnach nur die sehr schnelle Aufwertung des Frankens, welche in jüngster Vergangenheit stattgefunden habe. (Sonntag, S. 20)
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