Rieter 2009: Reinverlust auf 217,5 Mio CHF reduziert – keine Dividende (Zus)
Winterthur (awp) – Der Textilmaschinenbauer und Automobilzulieferer Rieter hat im Geschäftsjahr 2009 dank reduzierter Kostenbasis zwar deutlich besser gewirtschaftet als noch 2008, aber dennoch erneut massive Verluste geschrieben. Immerhin zeichnete sich im zweiten Semester eine klare Verbesserung auf allen Ebenen ab, was das Unternehmen zuversichtlich für den in diesem Jahr angestrebten Turnaround stimmt.
Der Verlust auf Stufe EBIT reduzierte sich um rund 40% auf 186,6 Mio CHF, entsprechend einer EBIT-Marge von -10,1%. Dabei hat sich im zweiten Semester der Betriebsverlust in beiden Divisionen gegenüber dem ersten Halbjahr mehr als halbiert. Der gesamte Reinverlust verringerte sich um knapp die Hälfte auf 217,5 Mio CHF.
Das Geschäftsjahr sei von den Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise stark geprägt gewesen, hiess es, die widrigen Marktverhältnisse hätten beide Divisionen belastet. Auf eine Dividendenzahlung soll verzichtet werden. Im Vorjahr wurden den Aktionären Optionen zum Kauf von Aktien zugeteilt, woraus dem Konzern 46,7 Mio CHF zugeflossen sind.
KLARE BELEBUNG IM ZWEITEN SEMESTER
Bereits Ende Januar war ein Umsatzrückgang um 38% auf 1’956,3 Mio CHF und einen Einbruch des Auftragseingangs um 24% auf 1’935,1 Mio CHF bekanntgegeben worden. Im zweiten Semester lag allerdings der Bestellungseingang um 9% über dem Vorjahreszeitraum und um 30% über dem ersten Halbjahr. Der Umsatz lag in den zweiten sechs Monaten noch 21% unter dem Vorjahresniveau, aber 17% über dem ersten Semester.
Dank des frühzeitigen Fokus auf die Eigenkapitalstärkung und das Liquiditätsmanagement habe man per Ende Jahr über eine starke Bilanz mit einer soliden Eigenkapitalquote und positiver Nettoliquidität verfügt, so Rieter.
2-STELLIGES UMSATZPLUS ERWARTET – WEITER ABER VORSICHTIG
Für die weitere Zukunft zeigt sich Rieter weiterhin sehr vorsichtig, hält aber an der bisherigen Sprachregelung fest. Demnach ist man zuversichtlich, den für 2010 angekündigten Turnaround zu schaffen. Die Gewinnschwelle werde in beiden Divisionen dank der eingeleiteten Kostensenkungsmassnahmen weiter sinken. Die Division Textile Systems habe in den ersten Monaten des laufenden Jahres gegenüber dem zweiten Semester eine deutliche Belebung des Auftragseingangs gesehen. Und auch die Umsätze von Automotive Systems lägen bisher über dem durchschnittlichen Niveau des zweiten Semesters 2009, was als ermutigend zu werten sei.
Sofern sich die Marktentwicklung der vergangenen Monate bestätige, sei aus heutiger Sicht für 2010 mit einem «deutlichen Umsatzwachstum» zu rechnen, vor allem wegen der sehr tiefen Umsätze im ersten Halbjahr 2009. Dieses Wachstum präzisierte Rieter-Chef Erwin Stoller an der Bilanzmedienkonferenz gegenüber AWP mit «im tiefen zweistelligen Prozentbereich».
Die Gewinnschwelle liege derzeit «im Bereich eines Umsatzes von rund 2,5 Mrd CHF», fügte er an. In welcher Grössenordnung der Verlust 2010 reduziert werden soll, wollte Stoller nicht kommentieren. Die internen Ziele seien aber ehrgeizig. Die Schätzung eines Bank-Analysten, der für 2010 von mehr als einer Halbierung gegenüber 2009 ausgeht, bezeichnet er allerdings als zu defensiv. Rieter wolle besser abschneiden.
Er verwies dabei auf das zweite Semester 2009, in welchem ein negativer EBIT von 50 Mio CHF sowie ein Reinverlust von 72 Mio CHF resultierte. Diese Ergebnisse sollten weiter verbessert werden.
KEIN INTERESSE AN TEXTILSPARTE VON OC OERLIKON
Wachsen will Rieter zwar unter Umständen auch durch Übernahmen, der Fokus liegt aber auf den organischen Möglichkeiten. «Ein Übernahme der Textilsparte von OC Oerlikon ist derzeit kein Thema», trat Stoller immer wiederkehrenden Spekulationen entgegen.
An der Börse wurden die innerhalb der Erwartungen ausgefallenen Daten von Rieter mit einem Plus der Aktie bis am frühen Nachmittag von 2,8% quittiert.
cf/uh