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SCHULDENKRISE/EZB signalisiert Käufe von spanischen und italienischen Anleihen

FRANKFURT (awp international) – Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Käufe von italienischen und spanischen Staatsanleihen signalisiert. Die EZB wolle ihr Anleihenkaufprogramm «aktiv umsetzten», teilte EZB Präsident Jean-Claude Trichet nach einer Telefonkonferenz des Rats der Notenbank am Sonntag in Frankfurt mit. Die EZB begrüsse die neuen Spar- und Reformanstrengungen von Italien und Spanien. Sie fordert von beiden Staaten eine rasche und entschlossene Umsetzung. Zuletzt waren die Risikoaufschläge an den Anleihemärkten von beiden Staaten deutlich gestiegen. Die Renditen für zehnjährige Anleihen kletterten über die von Experten als kritisch angesehene Marke von sechs Prozent.
Die EZB hatte am vergangenen Donnerstag nach einer Pause von 18 Wochen wieder mit dem Kauf von Staatsanleihen begonnen. Allerdings kaufte sie laut Händlern nur Anleihen von Portugal und Irland, die ja bereits den Rettungsmechanismus EFSF in Anspruch nehmen. Laut Presseberichten hatte sich die EZB geweigert, italienische Anleihen zu kaufen, da sie unzufrieden mit den bisherigen Sparbemühungen war. Am Freitagabend gab Premierminister Silvio Berlusconi jedoch bekannt, dass man das bisherige Sparprogramm vorziehe wolle und bereits im Jahr 2013 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen will.
HAUSHALTSPOLITISCHE VERPFLICHTUNGEN EINHALTEN
Alle Staaten der Eurozone müssten ihren haushaltspolitischen Verpflichtungen nachkommen, schreibt die EZB am Sonntag. Wichtig sei auch das Wachstumspotenzial der Länder zu steigern. Die EZB fordert die Staaten auf, die Beschlüsse des Euro-Gipfels vom 21. Juli rasch umzusetzen. Frankreich und Deutschland hatten dies am Sonntag in einer gemeinsamen Stellungnahme bereits angekündigt. Wichtig sei vor allem, dass der Rettungsfonds EFSF die Möglichkeit erhalte, Anleihen auf dem Sekundärmarkt zu kaufen, so die EZB. Er könnte dann die EZB von dieser Aufgabe entlasten. Die EZB würde dann jedoch weiter die Entscheidung über die Anleihenkäufe treffen.
Der Eurokurs stieg am Abend bis auf 1,4374 Dollar. Zum Handelsschluss am Freitag war er noch 1,4282 Dollar wert gewesen. Die Eurozonen-Notenbanken hatten sich am Sonntag wegen der heiklen Lage an den Finanzmärkten beraten. Die Präsidenten der Notenbanken wollten bei der kurzfristig angesetzten Telefonkonferenz besprechen, wie sie die Schuldenkrise in der Eurozone in den Griff bekommen können./jsl/stk

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