STEUERAFFÄRE/Gegen neuesten Datendieb läuft noch kein Strafverfahren
Bern (awp/sda) – Ob der neueste Fall von Datenklau etwas mit der Bank HSBC in Genf zu tun hat, bleibt unklar. Der Bundesanwaltschaft (BA) lagen am Dienstag keine entsprechenden Anhaltspunkte vor, wie BA-Sprecherin Jeannette Balmer auf Anfrage sagte.
Die BA habe aus den Medien von den gestohlenen Bankdaten deutscher Kunden erfahren, hielt Balmer fest. Über einen mutmasslichen Täter konnte sie keine Auskunft geben. Klar war am Dienstag einzig, dass aus Mangel an Anhaltspunkten noch kein Strafverfahren eröffnet wurde.
Weiter ist die BA im Fall des französischen Datenklaus bei der HSBC-Bank: In der Sache laufe ein gerichtspolizeiliches Ermittlungsvefahren gegen den mutmasslichen Datendieb Hervé Falciani und eine weitere Person.
Die BA sei dank einem Rechtshilfegesuch an Frankreich im Besitz der Vollzugsakten: «Es handelt sich dabei um ein Notizbuch und einen Festplattenspiegel des sichergestellten Informatikmaterials», erklärte die Sprecherin. Das Material werde nun ausgewertet.
Ob auch eine Auslieferung des in Frankreich wohnhaften Datendiebes in Frage komme, wollten weder das BA noch das Bundesamt für Justiz (BJ) beantworten. Weitere Informationen gebe es erst im Falle einer Verhaftung, sagte BJ-Sprecher Folco Galli.
Nach dem Deal zu den französischen HSBC-Kunden hat sich die Lage geändert: Frankreich dürfte kein Interesse an einer Auslieferung Falcianis haben, der inzwischen mit seiner Familie bei Nizza lebt. Über den Verbleib von Falcianis Komplizin, seine ehemalige Mitarbeiterin und Geliebte, ist nichts bekannt.
Dass er auch in den neuesten Fall von Datenklau deutscher Kunden involviert sei, bestritt Falciani. Die «Financial Times Deutschland» hatte am Montag berichtet, dass der Informatiker auch den deutschen Behörden eine CD mit den Namen von rund 1300 mutmasslichen Steuerflüchtlingen angeboten habe – für rund 2,5 Millionen Euro.