TAGESÜBERBLICK Wirtschaft
Bern (awp/sda) – Donnerstag, 14. Juli 2011
BANK COOP MIT TIEFEREM GEWINN: Die Bank Coop muss im ersten Halbjahr 2011 einen Gewinneinbruch von 16,6 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode hinnehmen. Der bereinigte Reingewinn betrug lediglich 30,77 Mio. Franken. Der Bruttogewinn ging um 5,3 Prozent auf 44,12 Mio. Fr. zurück. Ein Rekordwachstum vermeldet die Bank Coop hingegen bei den Spargeldern, die mit einem Plus von 5 Prozent ein Volumen von knapp 7 Mrd. Fr. erreichten. Auch das Hypothekar- und das Zinsgeschäft haben sich gemäss der Bank positiv entwickelt.
TEXTILINDUSTRIE FORDERT MASSNAHMEN: Auch die Schweizer Textilindustrie ächzt unter dem starken Franken. Sie beklagt sinkende Exporte, eine kleinere Wertschöpfung sowie immer teurere Rohstoffe. Ohne gegenwirkende Massnahmen der Nationalbank und des Bundes drohe eine Auslagerung der Produktion in andere Länder. So fordert der Textilverband Schweiz die Einrichtung eines Überbrückungsfonds für die Exportindustrie sowie eine Teilanbindung des Schweizer Frankens an den Euro. Mit 85 Prozent Exportanteil ist die Textilbranche besonders vom starken Franken betroffen.
PENSIONSKASSEN MIT WERTVERLUSTEN: Die Schweizer Pensionskassen haben im zweiten Quartal gemäss dem von der Credit Suisse erstellten Pensionskassen-Index ein Minus von 1,22 Prozent auf ihren Kapitalanlagen verbucht. Sie verfehlten damit die BVG-Mindestrendite von 0,5 Prozent deutlich. Gesamthaft liegt der Pensionskassen-Index Ende Juni bei 124,83 Punkten. Zur im Bundesgesetz zur beruflichen Vorsorge (BVG) festgelegten Mindestrendite besteht damit seit Anfang 2000 eine Renditelücke von 13,24 Prozent.
RATING: Die Schweiz erweist sich als Fels in der Brandung, während die Kreditwürdigkeit zahlreicher Länder herabgestuft wird. Die Ratingagentur Fitch hat die langfristige Einstufung der Schweiz mit der Top-Note AAA bestätigt. Das Rating spiegle die hochentwickelte, breit abgestützte und wohlhabende Volkswirtschaft der Schweiz, teilte die in New York und London beheimatete Agentur mit. Ähnlich gut stehen laut Fitch nach der Finanzkrise nur Norwegen und Singapur da. Im Gegensatz zur Schweiz ist die Top-Note der USA, der immer noch grössten Volkswirtschaft der Welt, derzeit gefährdet. Im Falle von Griechenland, Irland und Portugal, denen ohne die Hilfsmassnahmen der Euroländer und des internationalen Währungsfonds die Zahlungsunfähigkeit droht, haben die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit bereits gesenkt.
GRIECHENLAND WILL ABGELTUNGSSTEUER MIT DER SCHWEIZ:: Das hoch verschuldete Griechenland geht davon aus, dass viele seiner Bürger unversteuerte Gelder in der Schweiz versteckt haben. Deshalb strebt Griechenland mit der Schweiz eine ähnliche Abgeltungssteuer an, wie sie die Schweiz derzeit mit Deutschland und Grossbritannien aushandelt. Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos hat gegenüber Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf sein Interesse an entsprechenden Verhandlungen angemeldet. Steuerflucht ist in Griechenland ein grosses Problem. Laut Premierminister Giorgos Papandreou gibt es etwa 14’000 Menschen, die dem Staat insgesamt rund 36 Mrd. Euro an Steuern schulden.
VORSORGEPLAN FÜR KINDER: Das «Sparbüechli» für Kinder war einmal: Versicherer lancieren neuerdings Produkte, bei denen ein Vorsorgeplan auch Invaliditätsrisiken für Menschen unter 18 Jahren abdeckt. Während Versicherer die Produkte als Notfall-Stütze für Familien anpreisen, warnt der Konsumentenschutz vor hohen Prämienkosten.
PC-GESCHÄFT FLAUT AB: In den Schwellenländern brummt der PC-Markt, doch in Europa und den USA mussten die Computerbauer in den vergangenen Monaten Einbussen hinnehmen. Viele Konsumenten behalten den alten Rechner und legen sich stattdessen ein Smartphone oder einen Tablet-Computer zu. Der Boom von Smartphones und Tablet- Computern bremst weiterhin den PC-Markt aus. Im zweiten Quartal stiegen die Auslieferungen nach vorläufigen Zahlen der Marktforscher Gartner und IDC nur noch um 2,3 beziehungsweise 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf rund 85 Millionen Stück. In den vergangenen Jahren gab es häufig zweistellige Zuwachsraten. Während der Markt in den Schwellenländern kräftig zulegte, mussten die Computerbauer in Europa und den USA jetzt sogar Einbussen hinnehmen.
APPLE SENKT PREISE: Apple hat die Preise im Schweizer App-Store um 10 Prozent gesenkt. Die günstigsten Programme für die iPhones kosten neu 1 Franken statt 1.10 Franken. Grund dürfte der starke Schweizer Franken sein. Käufer aus dem Apple-Herkunftsland USA und aus dem Euro-Raum gehen hingegen leer aus, bleiben die Preise in den dortigen App-Stores doch auf dem gleichen Niveau.
JPMORGAN STEIGERT GEWINN: Die US-Grossbank JPMorgan Chase hat im zweiten Quartal 12,5 Prozent mehr verdient. Der Nettogewinn betrug 5,4 Mrd. Dollar. Damit hat der US-Branchenprimus die Erwartungen der Analysten bei weitem übertroffen. Diese hatten eine stärkere Beeinträchtigung des Investmentbankings durch die europäische Schuldenkrise befürchtet. Einziges Sorgenkind der Bank ist das Hypothekengeschäft, da gemäss JPMorgan viele Schuldner derzeit ihre Raten nicht bezahlen könnten.
DEUTSCHE CHEMIE AUF REKORDKURS: Nach einem Produktionszuwachs von 6,5 Prozent sowie einem Umsatzplus von 12 Prozent im ersten Halbjahr rechnet die deutsche Chemieindustrie mit neuen Rekordmarken für das Gesamtjahr 2011. Die Kapazitäten sind voll ausgelastet und die Nachfrage so gross, dass einige Unternehmen mit der Produktion nicht nachkommen. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 2 Prozent auf 423’000.