TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) – Mittwoch, 17. August
NATIONALBANK GREIFT ERNEUT EIN: Zum dritten Mal innert zwei Wochen verstärkt die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Massnahmen gegen den starken Franken. So erhöht die SNB die Liquidität am Franken-Geldmarkt durch eine Ausweitung der Giroguthaben der Banken von 120 Mrd. Fr. auf 200 Mrd. Franken, wie sie am Mittwoch mitteilte. Dazu will sie wie schon zuvor SNB Bills zurückkaufen und Devisen-Swaps einsetzen. Dieses Mal erreichte sie mit ihrer Massnahme aber keine Schwächung der Schweizer Währung, im Gegenteil: Der Franken gewann nach der Ankündigung sprunghaft an Wert. Den Grund für das Erstarken des Frankens sehen Analysten darin, dass die Anleger mit einer direkten Intervention am Devisenmarkt gerechnet hatten.
SWISS LIFE NIMMT FAHRT AUF: Die Schlankheitskur des Lebensversicherers Swiss Life schlägt sich allmählich in besseren Zahlen nieder. Trotz Frankenstärke, Einnahmenschwund bei reichen Kunden und einem seit langem umkämpften Markt gelang dem Konzern im ersten Halbjahr eine Steigerung des operativen Ergebnisses um 9 Prozent auf 452 Mio. Franken. Unter dem Strich erwirtschaftete die Gruppe einen Reingewinn von 403 Mio. Franken. Verglichen mit dem Vorjahr ist das eine Steigerung um die Hälfte. Ohne eine Steuergutschrift von 89 Mio. Fr. wäre der Gewinn immer noch um ein Viertel gestiegen.
OC OERLIKON IN GEWINNZONE: Der Industriekonzern OC Oerlikon hat die existenzbedrohende Krise endgültig abgehakt und ist im ersten Halbjahr weiter in die Gewinnzone vorgestossen. Der Betriebsgewinn (EBIT) lag bei 187 Mio. Franken, nachdem vor einem Jahr noch ein operativer Verlust von 31 Mio. Fr. resultiert hatte. Die Betriebsgewinnmarge erreichte 9 Prozent. So profitabel war OC Oerlikon noch nie. Unter dem Strich verdiente der Konzern 83 Mio. Franken, nachdem er im Vorjahr einen Reinverlust von 50 Mio. erlitten hatte.
PAPIERFABRIK BALSTHAL MIT PERSONALABBAU: Die Papierfabrik in Balsthal SO, Saber Swiss Quality Paper, will 56 der 113 Mitarbeitenden kündigen. Den verbleibenden Angestellten sollen die Löhne für die Dauer eines halben Jahres um bis zu 10 Prozent gekürzt werden. Saber Swiss Quality Paper begründet das einschneidende Restrukturierungsprogramm mit anhaltenden Verlusten. Die Zellstoffpreise seien hoch und ein Grosskunde habe Anfang Jahr Konkurs angemeldet. Ohne Einschnitte würden die Verluste für die Papierfabrik Balsthal per Ende Jahr rund 6 Mio. Fr. betragen.
FÜNF VOR ZWÖLF BEI CYTOS: Das Zürcher Biotechnologie-Unternehmen Cytos will sein Überleben mit einem drastischen Sparprogramm sichern: Die Belegschaft soll um 72 Personen oder 80 Prozent reduziert werden. Zudem sistiert Cytos alle Aktivitäten, die nicht den Hoffnungsträger CYT003-QbG10 zur Therapie von Heuschnupfen und allergischem Asthma betreffen. Die operative Geschäftsleitung übernimmt neu Verwaltungsratspräsident Thomas Hecht. Gleichzeitig sucht das Unternehmen nach Möglichkeiten, um einen Zahlungsverzug für die am 20. Februar 2012 fällige Wandelanleihe zu vermeiden.
GALENICA STEIGERT GEWINN: Der Medikamentenhersteller und Apothekenbetreiber Galenica hat im ersten Halbjahr den Gewinn um 4,4 Prozent auf 122,6 Mio. Fr. gesteigert. Der Betriebsgewinn (EBIT) legte gegenüber der Vorjahresperiode um 5,3 Prozent auf 172,7 Mio. Fr. zu. Beim Nettoumsatz ergab sich ein Zuwachs um 3,6 Prozent auf 1,58 Mrd. Franken. Diese Entwicklung wurde insbesondere durch den Pharmabereich getragen. Galenica hat mit den Halbjahreszahlen die Erwartungen der Analysten beim Umsatz zwar verfehlt, hingegen auf allen Gewinnebenen deutlich übertroffen.
RAIFFEISEN MIT GEWINN: Die Raiffeisen Gruppe hat ihren Gewinn im ersten Halbjahr im Vergleich zur Vorjahresperiode steigern können. Der Bruttogewinn der Nummer drei auf dem Schweizer Bankenmarkt wuchs um 9,3 Prozent auf 503 Mio. Franken. Der Betriebsertrag wiederum steigerte sich im ersten Semester um 5,1 Prozent auf 1,25 Mrd. Franken. Das Volumen der verwalteten Kundengelder konnte die Bank um 2,4 Mrd. Fr. auf 118,9 Mrd. Fr. ausbauen. Ende Juni besassen 3,5 Mio. Personen ein Konto bei der Raiffeisen.
LOOSER STEIGERT GEWINN: Der Bauzulieferer Looser hat im ersten Halbjahr unter dem Strich 16,9 Mio. Fr. verdient. Looser vermochte einen Umsatzrückgang um 5,1 Prozent auf 227,9 Mio. Fr. zu kompensieren. Für den tieferen Umsatz machte das Unternehmen vor allem den gestiegenen Wert des Frankens gegenüber anderen Währungen verantwortlich. Auch die gestiegenen Rohstoffpreise hätten das Ergebnis getrübt, Währungs- und akquisitionsbereinigt wuchs der Umsatz um 2,8 Prozent an. Der operative Gewinn (EBIT) lag mit 26,3 Mio. Fr. um 21,6 Prozent höher als in der Vorjahresperiode.
YPSOMED-CHEF GEHT: Richard Fritschi, Chef des Medizinaltechnik-Unternehmens Ypsomed, verlässt nach fünf Jahren die Firma. Ab sofort wird Firmengründer, Hauptaktionär und Verwaltungsratspräsident Willy Michel die Aufgaben als operativer Chef und Vorsitzender der Geschäftsleitung der Ypsomed-Gruppe übernehmen. Michel sagte auf Anfrage, bis auf Weiteres werde kein neuer Chef gesucht. Zu einem noch nicht bestimmten Zeitpunkt werde aber voraussichtlich sein Sohn Simon Michel die Geschäftsleitung übernehmen. Bis dann werde er die Doppelrolle ausüben.
RÜCKLÄUFIGE TEUERUNG IN DER EUROZONE: Die Teuerungsrate ist in den 17 Ländern der Eurozone gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent gesunken. Im gesamten EU-Raum lag die Teuerungsrate im Juli bei 2,9 Prozent gegenüber 3,1 Prozent im Juni. Ein Jahr zuvor hatte die Teuerungsrate noch 1,7 Prozent in der Eurozone und 2,1 Prozent in der EU betragen. Die höchste Inflationsraten in der Eurozone weisen Estland (5,3 Prozent), Belgien (4,0 Prozent) und Österreich (3,8 Prozent) auf. Treibstoffe, Öl und Elektrizität hatten im Juli die stärkste Steigerungswirkung auf die Gesamtinflation, während Bekleidungsartikel, Telekommunikation und Kraftfahrzeuge am stärksten senkend wirkten.