TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) – Montag, 12. September 2011
OPTIMISTISCHE BANKEN: Die Schweizer Banken sehen trotz des massiven Drucks auf Geschäfte mit unversteuerten Vermögen und verschärfter Regulierung Wachstumsmöglichkeiten. Dazu zählen unter anderem die Neureichen in den Wachstumsmärkten. Obwohl die verwalteten Vermögen aus Westeuropa und Nordamerika abnehmen dürften, sei im Private Banking in den nächsten Jahren insgesamt ein deutlicher Zugewinn zu erwarten, heisst es in einer Studie der Schweizerischen Bankiervereinigung SwissBanking. Die Schweiz solle als Standort für Superreiche ausgebaut werden. Dazu sei etwa eine höhere Beratungskompetenz bei Nachfolgeplanung, Erbschaften sowie Steuerdeklaration nötig.
ZUSAMMENARBEIT BEENDET: Die Swatch Group stellt ihre Zusammenarbeit mit dem US-Juwelier Tiffany wegen Vertragsbruchs ein. Der Bieler Uhrenkonzern wirft Tiffany vor, die Entwicklung des Geschäfts systematisch blockiert und verzögert zu haben. Die Swatch Group werde deshalb von Tiffany Schadenersatz fordern, wie der Uhrenkonzern in einer Mitteilung schreibt. Mit diesen Forderungen soll der Verlust des langfristig geplanten Geschäfts ausgeglichen werden. Swatch hatte Ende 2007 die Ankündigung der Zusammenarbeit mit der weltbekannten Tiffany-Kette noch als «historische Vereinbarung» bezeichnet.
MEHR LEERSTEHENDE WOHNUNGEN: Die Wohnungsknappheit in der Schweiz entspannt sich kaum, während die Mieten immer noch deutlich steigen. Die Zahl der leeren Wohnungen erhöhte sich landesweit innerhalb eines Jahres um 1700 auf 38’420 Einheiten, wie das Bundesamt für Statistik bekannt gab. Die Quote unbewohnter, aber auf dem Wohnungsmarkt angebotenen Wohnungen erhöhte sich damit im landesweiten Durchschnitt von 0,92 Prozent auf 0,94 Prozent. Obwohl die Zahl leerer Wohnungen um 5 Prozent zunahm, warnt der Schweizerische Mieterinnen- und Mieterverband (SMV) weiterhin vor den Folgen des immer noch sehr knappen Angebots.
WEGEN EURO ABGEBREMST: Der schwache Euro drückt auf das Halbjahresergebnis der Güterbahn BLS Cargo. Das Unternehmen konnte zwar die Verkehrsleistung erfreulich steigern, unter dem Strich resultiert aber wegen grosser Währungsverluste letztlich ein Minus von 2,1 Mio. Franken. Der Euro ist die Leitwährung im europäischen Transportmarkt. Das heisst, dass BLS Cargo ihren Erlös in Euro erzielt, während die direkten Kosten für Personal, Trassen und Lokomotiven in Schweizer Franken anfallen.
WENIGER UMSATZ: Der Umsatz des Pharmaforschungsunternehmens Evolva ist in den ersten sechs Monaten 2011 um 27 Prozent auf 6,9 Mio. Fr. gesunken. Dafür verantwortlich waren vor allem auslaufende Verträge mit den Vereinigten Staaten zum Schutz vor biologischen Angriffen, wie das Unternehmen mitteilte. Auch der starke Franken habe sich negativ ausgewirkt. Immerhin konnte der Verlust dank tieferer Kosten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 11,4 auf 10,5 Mio. Franken reduziert werden. Der Mittelabfluss sank von 8,5 Mio. Fr. auf 7,3 Mio. Franken.
SCHULDENBERG WÄCHST WEITER: Ungeachtet grosser Sparanstrengungen vieler EU-Staaten wächst deren Schuldenberg weiter. Der gesamtstaatliche Schuldenstand dürfte im kommenden Jahr im Schnitt 83,3 Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen, wie die EU-Kommission in einem Bericht zu den öffentlichen Finanzen mitteilte. Für das laufende Jahr wird nach früheren Angaben ein Prozentpunkt weniger angenommen. Nach den EU-Regeln darf der Schuldenberg eines Mitgliedslandes höchstens 60 Prozent erreichen.
WIEDER STREIKS IN GRIECHENLAND: Aus Protest gegen die Sparmassnahmen der Regierung in Athen sind am Montag in Griechenland Finanz- und Zollbeamte sowie Taxibesitzer in einen zweitägigen Streik getreten. Die Beamten wehren sich mit dem Ausstand gegen Einschnitte bei Sonderzulagen, die Taxifahrer lehnen die Abschaffung von Lizenzbeschränkungen ab. Die Taxiunternehmer hatten bereits im Juli wochenlang gestreikt und Flughäfen sowie Häfen blockiert.
STELLENABBAU BEI SOCIÉTÉ GÉNÉRALE: Angesichts immer neuer Hiobsbotschaften aus Griechenland und stark fallender Aktienkurse zieht die französische Grossbank Société Générale die Notbremse. Sie will mit einem Stellenabbau und Spartenverkäufen ihre Ertrags- und Kapitalbasis absichern. Bis Ende 2013 solle durch den Verkauf von Unternehmensteilen Kapital in Höhe von vier Milliarden Euro freigesetzt werden, teilte die Bank in Paris mit. Die Bank kündigte zudem den Abbau von fünf Prozent der Stellen im Investmentbanking an. Die französischen Banken sind insgesamt sehr stark im hoch verschuldeten Griechenland engagiert und zählten wegen der anhaltenden Probleme in dem verschuldeten Land in den vergangenen Wochen zu den grössten Verlierern an den Aktienmärkten.
FÜR STRENGERE ANFORDERUNGEN: Die britischen Banken sollen künftig ebenso strenge Eigenkapitalanforderungen erfüllen, wie sie die Schweiz plant. Finanzminister George Osborne stellte sich hinter die Empfehlungen einer von der Regierung beauftragten Expertenkommission. Diese sehen vor, dass die britischen Geldinstitute ihr inländisches Privatkundengeschäft künftig mit mindestens zehn Prozent hartem Kernkapital (Grundkapital und Gewinnrücklagen) unterlegen. Insgesamt sollen sie 17 bis 20 Prozent Eigenkapital vorhalten, mit dem Verluste aufgefangen werden können. Ähnlich hohe Anforderungen an Banken plant bisher nur die Schweiz.